Hinrundenfazit Nürnberg: Offensivpower und Zusammenhalt als Erfolgsrezept

Wer hätte das anfangs der Saison gedacht? Der 1. FC Nürnberg steht nach 19 Spielen auf dem Relegationsplatz. Und zwar nicht auf dem Schleuderplatz, der in die Dritte Liga führt, sondern ebenjener, der Hoffnungen auf eine Rückkehr in die Bundesliga entfacht. liga2-online.de wirft nachfolgend einen Rückblick auf die verstrichene Vorrunde und ob man im Dunstkreis des „Clubs“ weiterhin von einer Rückkehr in das deutsche Fußballoberhaus träumen darf.

Offensive Schlagfertigkeit durch Ösi-Power

38 Tore erzielte der „Club“ in den zurückliegenden Ligaspielen. Damit stellt die Elf von Cheftrainer René Weiler die zweitbeste Offensivabteilung. Allen voran agiert die Ösi-Kombo Guido Burgstaller und Alessandro Schöpf. Mit insgesamt 15 erzielten Treffern und acht Torvorlagen führen die Erfolgsgaranten die fränkische Scorerliste an.

Auch Niclas Füllkrug, der anfangs der Saison noch vermehrt zu Kurzeinsätzen kam, schoss sich in den Wochen vor der Winterpause wieder in den Fokus von Weiler. Im 4-4-2-System des Schweizers traf der 22-Jährige in den vergangenen fünf Spielen dreimal und legte zudem zwei weitere Treffer vor.

Anfängliche Probleme in der Hintermannschaft

Gleich zum Auftakt der Saison kassierte man mit der 3:6-Pleite beim SC Freiburg die erste Schelte der Saison. Teilweise planlos lief die fränkische Defensivabteilung umher, um sich so die bisher höchste Niederlage dieser Spielzeit einzufangen. In der Folge stabilisierte sich zwar die Abwehr, war aber immer wieder für einige Slapstickeinlagen gut. Vorsätzlich war es Schlussmann Thorsten Kirschbaum, der in der Nürnberger Hintermannschaft Unsicherheitsfaktor Nummer eins war. Dies hatte folgerichtig auch immense Strahlkraft auf seine Vorderleute, so dass auch diese immer wieder für einen Lapsus gut waren.

Die Unsicherheiten im Abwehrverbund nahmen aber mit der „Reaktivierung“ von Raphael Schäfer ein Ende. Der 36-jährige Routinier dirigiert, gepaart mit Dave Bulthuis, seine Vorderleute lautstark und fördert so die mannschaftliche Geschlossenheit im Spiel. Auch Neuzugang Georg Margreitter trägt in der Innenverteidigung maßgeblich zur Stabilisierung bei. Daneben stehen auf der linken Seite Laszlo Sepsi und sein gegenüberliegendes Pendant Miso Brecko. Zur Unterstützung agieren auf der Doppelsechs Hanno Behrens und der junge Patrick Erras.

Schöpf unersetzbar – aber wie lange noch?

Wenn die Nürnberger den Vorwärtsgang einlegen, wird immer wieder der trickreiche Schöpf gesucht. Auf der anfangs ungewohnten Position des rechten Flügels hatte der 21-Jährige zum Beginn der Saison noch seine Probleme – doch diese stellte er schnell ab. Auf den Außen dribbelstark im Eins-gegen-Eins oder mit dem Ball am Fuß in die Mitte ziehend, hat er stets das Auge für seine Mitspieler oder den tödlichen Pass in die Spitze.

Auch seine anfänglichen Schwächen in der Defensivarbeit hat der österreichische Juniorennationalspieler mittlerweile ad acta gelegt. So sucht Schöpf nun den Weg mit nach hinten, erobert dort zweikampfstark die Bälle und leitet mit seiner spielerischen Weitsicht den sofortigen Gegenkonter ein. Ob der vor allem vom FC Schalke 04 umgarnte Kreativspieler noch lange im Dress des „Clubs“ auflaufen wird, scheint indes immer unwahrscheinlicher.

Fünf Millionen Euro boten die „Königsblauen“ für Schöpf – der FCN lehnte aber vorerst ab. „Wir haben vor Wochen betont, im Winter keinen Spieler verkaufen zu müssen“, erklärte Sportvorstand Andreas Bornemann. Nun scheint ein Abgang bereits im Winter wohl beschlossene Sache zu sein. „Wir sind von den Summen her nicht weit auseinander“, sagte Bornemann dem „kicker“ und fügte hinzu: „Fünf Millionen reichen nicht. Wen sie sich auf uns zu bewegen, dann stimmen wir zu.“ Nach Ersatz soll schon gefahndet worden sein. Wie das Fachblatt weiter berichtet, ist Zoltan Stieber vom Hamburger SV ins Visier der Nürnberger geraten.

Sylvestr im absoluten Formtief

Auf magere 36 Einsatzminuten kommt Jakub Sylvestr in der laufenden Saison. Erzielte er in der vergangenen Saison immerhin neun Tore und lieferte fünf Vorlagen, bekommt der 26-Jährige bisher keinen Boden unter die Füße. Neben Einsätzen in der zweiten Mannschaft wurde der pfeilschnelle Konterstürmer zuletzt sogar auf die Tribüne verbannt.

Wohin führt die Reise des einstigen Zweitliga-Torschützenkönigs? Beim FCN wird er wohl weiterhin keine gewichtige Rolle spielen. Sollte er also auf Spielzeit Wert legen, müsste er sich im Winter einen neuen Arbeitgeber suchen. Drittligist Dynamo Dresden hat bereits Interesse signalisiert. Möglich scheint zudem eine Rückkehr zu Erzgebirge Aue. Ob der auf Kante genähte Verein das Gehalt stemmen könnte, ist aber fraglich.

Wenn es weiter läuft, dann winkt der Aufstieg

Blendet man die ärgerlichen Punktverluste gegen Arminia Bielefeld (2:2), den MSV Duisburg (0:0) und gegen Union Berlin (3:3) aus, dann kann man von einer mehr als erfolgreichen Hinrunde sprechen. Vor allem der mannschaftliche Zusammenhalt, den Chefcoach Weiler seiner Truppe eingeimpft hat, lässt weiterhin vom Aufstieg träumen. Neben der treffsicheren Offensive, kann Weiler auch wieder auf seine Defensive zählen. So kassierte der „Club“ in den vergangenen neun Spielen lediglich sieben Gegentore (darunter drei im Spiel gegen Union Berlin).

Bundesligarückkehr in greifbarer Nähe

Wenn man den positiven Trend vor der Winterpause mit in das neue Jahr nehmen kann, ist durchaus der Aufstieg drin. Fünf Siege in Folge sprechen wahrlich eine klare Sprache – auch für die Fans soll der Weg wieder in die Bundesliga führen. Ob der „Club“ den Weg direkt oder über den Umweg Relegation packt, bleibt abzuwarten. An der Spitze warten mit RB Leipzig und dem SC Freiburg zwei starke Widersacher, die die nächste Spielzeit auch in der ersten Liga verbringen wollen. Zudem lauern im oberen Tabellendrittel schlagfertige Verfolger auf Nürnberger Punktverluste.

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