Reportage: Die Zweitliga-Relegation in England und Schottland
Es ist eines der meist diskutierten Themen in Fußball-Deutschland und auch im internationalen Fußball: Die Relegationsspiele zwischen den verschiedenen Ligen. Dabei kämpfen mehrere Teams im Anschluss an die reguläre Saison gegen den Abstieg oder um den Aufstieg. Doch die verschiedenen Regularien unterscheiden sich deutlich. In Zusammenarbeit mit liga3-online.de haben wir von liga2-online.de in den letzten Wochen und Monaten das Geschehen insbesondere in England und Schottland genauer verfolgt. Dadurch können wir nun die unterschiedlichen Relegationsregelungen vergleichen und einen Überblick darüber geben, was für verschiedene Varianten es gibt. Dazu werden wir von liga2-online.de uns um die Auf- und Abstiegsregelungen der 1. und 2. Liga, sowie die Abstiegsregelungen der 2. Liga konzentrieren. Die Kollegen von liga3-online.de kümmern sich um die Auf-und Abstiegsregelungen zwischen der 2. und 3. sowie der 3. und 4. Liga in den den drei Ländern.
Relegation in Deutschland:
Der drittletzte Verein der Bundesliga-Abschlusstabelle wird in der Regel am Donnerstag nach dem letzten Spieltag zuhause gegen den Tabellendritten der 2. Bundesliga antreten. Am Sonntag oder Montag danach treffen sich die beiden Kontrahenten erneut und zwar im Stadion des Zweitligisten. Dies wird damit begründet, dass der Zweitligist aufgrund der Sonntagsspiele in der 2. Bundesliga einen Tag weniger Regenerationszeit hat und damit den Vorteil des Rückspiels im eigenen Stadion erhalten soll.
Nach beiden Spielen werden die Ergebnisse zueinander addiert. Bei einem Gleichstand an Toren setzt sich das Team durch, welches im Stadion des Gegners mehr Treffer erzielt hat (Europapokal-Modus). Sollten dennoch bei beiden Mannschaften dieselbe Anzahl an Toren vorhanden sein, geht das Rückspiel in die Verlängerung. Fällt auch in dieser kein Tor, wird das Spiel im Elfmeterschießen entschieden.
Dieses System wird in Deutschland sowohl von der 1. in die 2. Bundesliga bzw. umgekehrt als auch von der 2. Bundesliga in die 3. Liga eingesetzt. Allerdings tritt bei der Relegation der 2. und 3. Liga mit derselben Begründung der Drittligist zuerst am Freitag nach der Saison zuhause an, während der Zweitligist am folgenden Montag oder Dienstag das Rückspiel zuhause bestreitet.
Das Englische System:
In England gibt es ebenfalls eine Relegation, diese funktioniert allerdings grundlegend anders. In der Premier League sind zuallererst zwei Teams mehr aktiv. Anstatt der 18 Mannschaften der Bundesliga besteht die Premier-League aus 20 Mannschaften. Aber auch hier steigen drei Teams am Ende der Saison ab, allerdings ohne Relegation. Auch der Drittletzte der Premier League steigt direkt in die Championship (2. Bundesliga) ab. Ebenfalls unterschiedlich zur Bundesliga: Sollten am Ende der Saison der 17. und 18. der Liga punkt- und torgleich sein, dann zählt nicht der direkte Vergleich wie in Deutschland, sondern es gibt ein Entscheidungsspiel auf neutralem Platz. In der abgelaufenen Saison hätte es dazu zwischen Norwich City und Newcastle United kommen können. In jedem Fall steigen am Ende der Saison drei Teams aus der Premier League in die Championship ab. Getroffen hat es in diesem Jahr Aston Villa, Norwich City und Newcastle United. Besonders pikant entpuppte sich der Abstiegskampf in dieser Saison, da mit dem AFC Sunderland und Newcastle United zwei direkte Rivalen – vergleichbar mit der Rivalität zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 – gegen den Abstieg kämpften. Mit einem 3:0-Heimsieg über den FC Everton schickten die „Black Cats“ aus Sunderland den Erzfeind aus der Nachbarstadt eine Liga hinab.
In der 2. Liga, der sogenannten Championship, verhält sich das Abstiegssystem ähnlich wie in der Premier League. In der mit 24 Mannschaften noch stärker besetzten Liga steigen die letzten drei Teams direkt in die League One (3. Liga) ab. Im Aufstiegskampf gibt es allerdings eine Relegation. Die ersten beiden Mannschaften der Liga steigen direkt in die Premier-League auf. Die Mannschaften der Plätze drei bis sechs allerdings treten nach der Saison in Relegationsspielen gegeneinander an. Es spielt der Dritte gegen den Sechsten und der Vierte gegen den Fünften in Hin- und Rückspiel. Dabei hat das höherstehende Team im Rückspiel Heimrecht. Besonders ist an dieser Stelle, dass in der Relegation nicht der Europapokal-Modus zählt. Sollten in der Addition die Ergebnisse aus Hin- und Rückspiel dasselbe ergeben, wird eine Verlängerung gespielt und das unabhängig von den erzielten Auswärtstoren. Die beiden Sieger aus den direkten Duellen treten im Anschluss in einem Entscheidungsspiel im Londoner Wembley-Stadion gegeneinander an. Dabei setzte sich in diesem Jahr Hull City gegen Sheffield Wednesday mit 1:0 durch. Als Erster und Zweiter stiegen der FC Burnley und der FC Middlesbrough auf. Beinahe ebenso pikant wie in der Premier League: Am letzten Spieltag der regulären Saison spielten die punktgleichen Teams aus Middlesbrough und Brighton direkt gegeneinander. Beide Teams hatten nicht nur gleich viele Punkte, sondern wurden auch nur durch zwei Tore voneinander getrennt. Mit einem 1:1-Remis stieg der FCM am Ende direkt auf. Brighton wurde Dritter und verlor seine Relegationsspiele gegen den Sechsten Sheffield Wednesday mit 0:2 und 1:1. In der regulären Saison hatte Sheffield satte 15 Punkte weniger gesammelt als Brighton und spielte am Ende doch um den Aufstieg.
Das Schottische System:
Noch anders verhält sich das Auf- und Abstiegssystem in der schottischen Premier-League. Die Liga besteht aus insgesamt zwölf Mannschaften. Am 33. von 38. Spieltagen wird die Liga geteilt. Die ersten sechs Mannschaften spielen in der Folge noch fünf Partien gegen die anderen fünf Mannschaften der oberen Tabellenhälfte. In der unteren Tabellenhälfte verhält es sich ähnlich. Die Mannschaften der Plätze sieben bis zwölf spielen an den letzten fünf Spieltagen jeweils einmal gegen jedes andere Team aus dem unteren Tableau der Tabelle. Die Punkte der Teams aus der regulären Saison bleiben erhalten. Allerdings kann ein Verein der unteren Tabellenhälfte selbst bei fünf Siegen aus den letzten fünf Spielen kein Team der oberen Tabellenhälfte mehr überholen. So hatte beispielsweise der Siebte der Abschlusstabelle – Inverness CT – 52 Punkte, der Fünfte und Sechste der Abschlusstabelle allerdings nur 48 bzw. 50 Punkte (Ross County und Motherwell).
Nach dem 38. Spieltag steigt der Letzte des unteren Tableaus ab und der Vorletzte muss in eine Relegation. Diese Relegation bestreitet das Team dann gegen den Tabellenvierten der 2. Liga, die ebenfalls Championship heißt. Der Meister der Championship – in diesem Jahr Rangers FC (vormals Glasgow Rangers) – steigt direkt auf. Der Tabellendritte spielt anschließend gegen den Tabellenzweiten ein Hin- und Rückspiel. Besonders ist an dieser Stelle, dass auch in der schottischen Relegation nicht der Europapokal-Modus zählt. Sollten in der Addition die Ergebnisse aus Hin- und Rückspiel dasselbe ergeben, wird eine Verlängerung gespielt und das unabhängig von den erzielten Auswärtstoren. Im Anschluss daran spielen die Sieger aus den Spielen zwischen dem Vorletzten der Premier League und Vierten der Championship sowie dem Zweiten und Dritten der Championhip in Hin- und Rückspiel gegeneinander um den Aufstieg bzw. gegen den Abstieg. Durchgesetzt hat sich am Ende der Vorletzte der Premier-League: Kilmarnock FC. Bei der Abstiegsregelung verhält es sich ähnlich. Der Letzte steigt direkt ab und der Vorletzte muss in eine Relegation.
Die drei verschiedenen System der drei Ligen haben alle deutliche Unterschiede. Nach der ausführlichen Erklärung stellen wir noch einmal alle System in einer Tabelle dar (Die Vereine in Klammern geben den jeweiligen entsprechenden Verein in der Saison 2015/16 an):
Bundesliga / Premier-League |
2. Bundesliga / Championship |
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Deutschland |
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England |
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Schottland |
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