Wehlend über Walter-Aus und Neuausrichtung: "Noch stehen wir!"
Zwei Spieltage vor Schluss hatte sich der F.C. Hansa Rostock von Sportdirektor Kristian Walter getrennt. Nun erklärte Vorstandsvorsitzender Jürgen Wehlend die Beweggründe für die vorzeitige Vertragsauflösung, die schon vor seinem Amtsantritt geregelt wurde. Der 58-jährige Interimsboss der Kogge gab darüber hinaus einen Ausblick auf die kommenden Aufgaben und Herausforderungen, die an der Ostsee für die Verantwortlichen anstehen.
"Situation um seine Person war zugespitzt"
Die Entwicklung, dass sich die Wege von Verein und Sportdirektor am Saisonende trennen werden, habe sich schon seit geraumer Zeit abgezeichnet. "Die Situation um seine Person war jetzt so zugespitzt, dass es auf den gesamten Verein und die Mannschaft ausgestrahlt hat", gab Jürgen Wehlend im vereinsinternen Interview an, dass man die bereits beschlossene Entlassung von Walter nun auch zum Schutze des 39-Jährigen vorgezogen habe. Vom Engagement und der Bereitschaft könne man Walter keinen Vorwurf machen. "Einige Dinge sind aber aufgetreten, die im Ergebnis nicht funktioniert haben", so Wehlend. Möglicherweise auch, weil Walter bei seiner ersten Station als Verantwortlicher zu viel auf einmal vorantreiben wollte.
Dass der 39-Jährige mit einer Rückkehr nach Dresden liebäugelt, das verwies Wehlend ins Reich der Spekulationen. "Es ist völliger Blödsinn, was da teilweise erfunden wird", ordnete der Vorstandsvorsitzende ein, der sich generell über die Berichterstattung der letzten Wochen ärgerte - um es freundlich auszudrücken. "Es ist fahrlässig, aber ich will nicht vorsätzlich sagen. Wer will Hansa Rostock schon bewusst schaden?", stellte der 58-Jährige offen in den Raum. Das Fazit von Wehlend war wenig später eindeutig: "Wenn wir gegeneinander arbeiten, dann gehen wir unter." Entsprechend hoffte der Interimsboss auf zwei Wochen, in denen alle Beteiligten rund um Rostock an einem Strang ziehen werden.
Sportvorstand und Direktor Profifußball in Planung
Im Hintergrund wird derweil längst die zukünftige Ausrichtung der Kogge vorbereitet. "Wir haben entschieden, das war schon Gegenstand der Diskussion im Februar und März, dass wir die Position des Sportvorstandes ab 2025 wieder besetzen", gab Wehlend an. "Wir strukturieren den Bereich neu. Dazu wollen wir einen 'Direktor Profifußball' einstellen, keinen klassischen Sportdirektor." Eine Liste mit potentiellen Kandidaten sei erstellt worden, inzwischen soll sich die Kogge in den finalen Gesprächen mit den passenden Personen befinden. "Wir stehen unmittelbar vor der Finalisierung", stellte Wehlend in Aussicht, dass zur neuen Saison schon Klarheit herrschen wird. Was der neue Mann können soll? "Er soll nachweisbare Erfolge erzielt haben. Mindestens in der 3. Liga, idealerweise auch in der 2. Bundesliga oder international."
Namen nannte Wehlend naturgemäß nicht. Parallel zur Suche nach den sportlichen Leitern steht auch das weitere Personal - ob Spieler oder Trainer - bei der Kogge im Fokus. "Wir schauen, welche Spieler wir liga-unabhängig verpflichten oder halten können", so Wehlend. Cheftrainer Mersad Selimbegovic steht, solange die Kogge ein Zweitligist ist, weiter nicht zu Debatte. "Wir haben keine Zweifel dara, dass ein anderer Trainer in der Zusammenarbeit mit dieser Mannschaft auch andere Ergebnisse erzielen würde", machte sich Wehlend für den aktuellen Coach stark. "Wenn er keine Lösungen mehr präsentieren könnten, dann wird es schwierig. Dann müsste man darüber nachdenken. Aber nicht in unserer Situation." Zwei Spiele bleiben dem Tabellen-17. noch, um die Klasse im Unterhaus auch im dritten Zweitliga-Jahr zu halten. Für Wehlend eine machbare Aufgabe, aber auch eine Herausforderung: "Aufgeben ist keine Alternative. Noch stehen wir! Das gibt mir Überzeugung."