"Es bricht eine Welt zusammen": Das F95-Drama in der Relegation
5:6 nach Elfmeterschießen! Fortuna Düsseldorf hat den Aufstieg trotz aller Warnungen tatsächlich noch verspielt. Nach dem denkwürdigen Rückspiel in der Bundesliga-Relegation sprachen nicht wenige Düsseldorfer wohl zurecht von einer "totalen Leere". Als Takashi Uchino den Ball kurz nach 23 Uhr in den Nachthimmel schoss, zerriss es den Fans und Verantwortlichen von F95 das Herz. Gemeinsam blickte der Verein nach vorne.
"Was soll ich sagen?"
Am Ende jubelte der VfL Bochum. Nach dem 3:0-Sieg der Fortuna im Relegations-Hinspiel waren das Bilder, die so nicht mehr zu erwarten waren. Aber der Bundesligist hat den Rückstand aufgeholt - und eine möglicherweise entscheidende Szene war, als die Bochumer kurz vor dem Elfmeterschießen wirklich Leib und Seele in zwei Schüsse der Düsseldorfer gelegt hatten, um auf der Linie zu klären. Ganz Düsseldorf litt mit Takashi Uchino, der den letzten Elfmeter in dieser langen Nacht verschoss. "Dieses Drama nach 120 Minuten und dann den kleinen Takashi da sitzen zu sehen, das fasst mich richtig an", erzählte Daniel Thioune unmittelbar nach Abpfiff.
Sportlich sei die Niederlage gegen Bochum verdient gewesen, fasste der Cheftrainer der Düsseldorfer anschließend zusammen. Die gesamte Geschichte war zu viel, um sie in Worte zu fassen. "Was soll ich sagen? Es ist eine brutale Leere", versuchte Thioune, die passende Antwort zu finden. Seine Gedanken gingen an die Mannschaft: "Sie hat ein wunderbares Jahr gespielt. Ich habe unglaubliche Momente mit ihr erleben dürfen. Jetzt habe ich viele Tränen gesehen. Das haben die Jungs nicht verdient, definitiv nicht. Sie haben mehr verdient, als nächste Saison in der 2. Bundesliga spielen zu müssen." Genau das kommt jetzt allerdings auf die Düsseldorfer zu, der Traum vom Oberhaus ist vorerst geplatzt.
"Die haben keine Ahnung"
Doch wie konnte die Fortuna überhaupt den großen Vorsprung aus dem Hinspiel noch verzocken? "Das ist kein Wunder, ein Bundesligist ist auch mal in der Lage, bei einem Zweitligisten ein 3:0 aufzuholen. Sie haben es heute sehr gut gemacht", lobte Sportvorstand Klaus Allofs bei "Sat.1" einfach auch die Leistung des Gegners. Dass die Düsseldorfer schon mit anderthalb Beinen in der Bundesliga standen, das sah der ehemalige Stürmer eben nicht: "Ich habe es vorher gesagt: Wir brauchen zwei gute Spiele. Heute war kein gutes Spiel. Alle, die den Haken dran gemacht haben, haben keine Ahnung. Ich wünschte, sie hätten recht gehabt."
Die Fortuna habe das Rückspiel zwar nicht auf die leichte Schulter genommen, aber möglicherweise zu verkopft gespielt. Da half kein Trost. "Für uns war es unfassbar schwer, nach dem 0:1 ins Spiel zu finden. Es gab Phasen, in denen wir Fußball gespielt haben, aber der Rucksack war nach dem Doppelschlag zum 0:2 und 0:3 zu groß. Die Jungs konnten ihn nicht mehr ablegen", sah auch Thioune, wie seine Mannschaft mit den mentalen Problemen auf dem Platz zu kämpfen hatte. Mancher Akteur, so auch Andre Hoffmann, wusste nicht, wie ihm nach Abpfiff geschah: "Ich bin eigentlich immer jemand, der Worte parat hat, aber heute fällt es mir unfassbar schwer. Es bricht eine Welt zusammen. Dass der Fußball hart sein kann, war mir bewusst, aber das übertrifft meine Vorstellungskraft."
"Ich bin unfassbar dankbar"
Unmittelbar nach dem Fehlschuss von Uchino füllte sich der Rasen mit Polizei- und Ordnungskräften, um nach dem denkbar knappen Ergebnis zu verhindern, dass es zu Eskalationen im Stadion kommt. Aber, was wohl für die Fortuna noch viel wichtiger war, war der aufkommende Support von den Rängen. "Wenn ich aber die Reaktion der Zuschauer sehe – das ist Fortuna Düsseldorf. Deswegen ist man so viele Jahre hier. So eine Reaktion zu bekommen nach Abpfiff, ist unglaublich und gibt uns als Gruppe so viel. Aber trotzdem tut es gerade richtig, richtig weh", fasste Hoffmann seine Emotionen abschließend zusammen. Und auch Thioune pflichtete bei: "Ich bin unfassbar dankbar, dass ich die Mannschaft bis heute begleiten durfte und ein Teil der Reise war. Wer weiß, wofür es gut war. Wir werden gestärkt daraus hervorgehen."