Alles, was ihr zum 1. Spieltag wissen müsst
Lasst uns die Party starten: Exakt 62 Tage nach dem letzten Spieltag rollt in der 2. Bundesliga am anstehenden Wochenende wieder der Ball. Mit dem FC Schalke 04 eröffnet ein Bundesliga-Absteiger die Saison, der von vielen sogleich zum Top-Favoriten auserkoren wurde. Widerlegt der Hamburger SV diese These? Schlüpfen St. Pauli, Düsseldorf oder Hannover in die angedachten Verfolgerrollen? Wer wird seinem Ruf am 1. Spieltag gerecht - und wer sorgt für Überraschungen? liga2-online.de wirft einen Blick auf die erste Runde.
Die Ausgangslage
Der Wahnsinn vom 34. Spieltag der Vorsaison hat seine Spuren hinterlassen, denn durch den Last-Minute-Aufstieg des 1. FC Heidenheim war der Hamburger SV zum Leidtragenden geworden. Zum vierten Mal in den letzten sechs Jahren dürfen die Hanseaten die Zweitliga-Saison mit dem Auftaktspiel eröffnen. Zum zweiten Mal geht es gegen den FC Schalke 04, der im Vorfeld der Saison ebenso vollmundig keine Zweifel daran lässt, dass am Ende der Spielzeit der Aufstieg gelingt. Die Konkurrenz ist wieder einmal sehr groß, zählen doch auch St. Pauli, Hannover, Düsseldorf oder Hertha zu den aussichtsreichsten Kandidaten.
Spielt der Rest automatisch gegen den Abstieg? Mitnichten! Auch Fürth, Kaiserslautern, Nürnberg oder Magdeburg werden Überraschungen zugetraut, nicht zu vergessen der SC Paderborn 07 und der Karlsruher SC - die mit Max Kruse und Lars Stindl zwei außerordentliche Transfers in diesem Sommer getätigt haben. Wie werden die Aufsteiger dagegen halten? Auf Elversberg, Osnabrück und Wiesbaden warten sogleich Härtestests - denn in dieser 2. Liga wird es keine Verschnaufspause geben.
Fünf Spiele im Fokus
HSV gegen S04: Die Favoritenrolle geht an Königsblau
Zum Leidwesen des Hamburger SV wird wieder einmal eine Zweitliga-Saison im Volksparkstadion eröffnet. Längst wäre der Klub gerne mit Cheftrainer Tim Walter in die Bundesliga hoch gegangen. Nun wagt der 47-Jährige den dritten Anlauf mit seiner Mannschaft, die einmal mehr ein starkes Nervenkostüm brauchen wird. Qualitativ wurde der Kader verbessert, quantitativ vor allem in der Abwehr breiter aufgestellt. Die Voraussetzungen an der Elbe sind gut, denn nominell hat der HSV vielleicht den stärksten Zweitliga-Kader der letzten sechs Jahre.
Alles neu dafür auf Schalke: Aus dem ehemaligen Champions League-Dauerteilnehmer ist nun eine Fahrstuhlmannschaft geworden. Zum zweiten Mal in den letzten drei Jahren wollen die Königsblauen den Abstieg als Ausrutscher aufarbeiten. Allerdings mussten die Gelsenkirchener dieses Mal nur acht Neuzugänge verpflichten - und können mit Thomas Reis auf einen Cheftrainer bauen, dem die Fans vertrauen. Der Kern der Mannschaft ist durch die erfolgreiche Rückrunde zusammengeschweißt, im Mittelfeld wurde ein neues Herzstück eingebaut. Schalke will seinem Ruf schon in Hamburg gerecht werden.
FCK gegen St. Pauli: Schusters Schlüsse und Hürzelers Gabe
Kann der 1. FC Kaiserslautern noch einmal so fulminant in eine Saison starten, wie es im letzten Jahr gelungen war? Die Roten Teufel hatten nach dem Aufstieg das Momentum auf ihrer Seite und avancierten zur Überraschungsmannschaft in der Liga. Danach folgte eine ernüchternde Rückrunde. Cheftrainer Dirk Schuster weiß, wie man eine Mannschaft packen kann - und muss nun zeigen, dass er zwischen den Spielzeiten die richtigen Schlüsse am Betzenberg gezogen hat.
St. Pauli erlebte das Vorjahr genau andersherum. Zur Winterpause steckten die Kiezkicker im Abstiegskampf, bevor das Team vom Millerntor unter Fabian Hürzeler wie Phönix aus der Asche stieg - mit zehn Siegen in Folge. Lediglich zwei Leistungsträger wagten daraufhin den Sprung in die Bundesliga, nun ist der FCSP zudem in der Sturmspitze noch breiter aufgestellt. Es wäre durchaus überraschend, wenn die Hürzeler-Elf einbricht.
VfL gegen KSC: Zaubert Stindl schon beim ersten Auftritt?
Die Bremer Brücke bebt wieder zweitklassig! Nach dem Aufstieg ins Unterhaus werden die Lila-Weißen viel Euphorie in die neue Saison mitnehmen, obwohl mit Ba-Muaka Simakala der Unterschiedsspieler des Vorjahres nun an der Kieler Förde kickt. Das Vertrauen in die richtigen Antworten von Cheftrainer Tobias Schweinsteiger, der sich den Ruf als großes Talent an der Seitenlinie erarbeitet hat, ist groß - immerhin führte er die Osnabrücker vom Drittliga-Abstiegskampf zum direkten Aufstiegsplatz. Bleibt die Bremer Brücke bis zum Schluss laut, dann gibt auch der VfL nicht auf.
Auf der Gegenseite erwarten alle Karlsruher den ersten Auftritt von Heimkehrer Lars Stindl. Der 34-jährige Offensivspieler gilt als neues Herzstück im KSC-Mittelfeld und könnte zum goldenen Transfer der Saison werden - wenn er die Leistungen, die er zuvor jahrelang in der Bundesliga abrufen konnte, auch in seiner Heimat wieder bestätigt. Keine einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, dass sich das gesamte Umfeld auf ihn fokussiert. Doch alle Karlsruher hoffen: Wenn einer das schafft, dann Stindl.
Fortuna gegen Hertha: Im Rheinland ist Berlin die Wundertüte
Vor elf Jahren trafen sich beide Klubs in der Bundesliga-Relegation, die im Chaos endete. Seitdem ist viel passiert - und vier Mal trafen Düsseldorf und Hertha im Oberhaus seitdem schon aufeinander. In der 2. Bundesliga ist es hingegen die erste Begegnung, in der sogar vielleicht die Fortuna als leichter Favorit gehandelt werden wird. Der Kader von Cheftrainer Daniel Thioune ist zwar klein, kann sicher aber qualitativ sehen lassen. Außerdem ist Düsseldorf eingespielt und hat Erfahrungen auf der Zweitliga-Bühne. Der Druck liegt bei der Alten Dame.
Denn Herthas Sommer verlief äußerst unruhig. Nach dem Abstieg plagten finanzielle Sorgen den Hauptstadtklub, die Lizenz war in Gefahr. Nachdem der "Berliner Weg" dann einigermaßen in ruhige Gefilde führte, sorgte ein Fan-Eklat gegen Neuzugang Toni Leistner und ein Vorfall von Marius Gersbeck im Trainingslager für neue Schlagzeilen abseits des Rasens. Können vier Dardais die Hertha wieder sportlich attraktiv machen? Ein Ausrufezeichen am Samstagabend (20:30 Uhr) ist möglich.
Hansa gegen FCN: Wessen Neu-Ausrichtung fruchtet zuerst?
Die Hansa-Kogge hat das schwierige zweite Jahr nach dem Aufstieg am Ende schadlos überstanden. Noch immer fehlt den Ostseestädtern der Mittelstürmer, der den Torriecher garantiert. Neu-Sportdirektor Kristian Walter hat sogar Publikumsliebling John Verhoek gehen lassen - aber zugleich auch viel dafür getan, dass die Offensive mit Kreativität und Schnelligkeit verstärkt wird. Gespannt warten die Rostocker nun darauf, welche Früchte die neue Ausrichtung tragen wird. Einen Heimsieg zum Auftakt gab es zuletzt vor drei Jahren.
Die Clubberer vom Valznerweiher erlebten in der Vorsaison ein Jahr zum Vergessen. Mit Robert Klauß und Markus Weinzierl wurden zwei Trainer verbrannt, ehe Sportchef Dieter Hecking selbst das Ruder übernahm. Nun hat er das Kommando an Co-Trainer Cristian Fiél übergeben, der nach fast vier Jahren wieder als Cheftrainer in der 2. Bundesliga fungiert. Wird seine Handschrift zum Saisonstart erkennbar sein? Und wer tritt in die Fußstapfen von Kwadwo Duah (elf Tore), der den Club für eine Millionensumme verließ? Das wird sich an der Ostsee zeigen.