Alles, was ihr zum 27. Spieltag wissen müsst
Die letzte Länderspielpause der Saison ist vorüber, und die Zweitliga-Saison biegt in den Endspurt ein. Oben wie unten sind noch keine Entscheidungen gefallen, wenngleich die Tabellenspitze schon deutlichere Konturen annimmt. Spannend bleibt die Frage, welcher Herausforderer auf den letzten Metern noch zulegen kann. Ein enger Abstiegskampf ist hingegen schon garantiert. liga2-online.de gibt eine Übersicht zum 27. Spieltag.
Die Ausgangslage
An der Tabellenspitze zieht St. Pauli weiterhin einsam seine Kreise, weshalb am Millerntor in der zweiwöchigen Pause weiterhin konzentriert an einer Fortsetzung des Laufs gearbeitet wurde. Dahinter wurden auch Kiel, Hamburg und Düsseldorf nicht nervös, gingen alle Verfolger doch mit einem Sieg in die Pause. Spannend bleibt die Frage, wie die Teams zwischen Platz 5 und 11 in die letzte Etappe starten - kann noch jemand mit einer kleinen Serie für eine Überraschung sorgen oder ist das Niemandsland vorprogrammiert?
Ab Platz 12 beginnt der Abstiegskampf. Gerade beim FCM wurde Cheftrainer Christian Titz und Sportchef Otmar Schork demonstrativ der Rücken gestärkt, um in der Länderspielpause gar keine Zweifel an der sportlichen Leitung aufkommen zu lassen. Doch die Mannschaft muss liefern. Gleiches gilt in Wiesbaden, auf Schalke und in Kaiserslautern - denn niemand möchte seine Ausgangslage auf den letzten Metern verschärfen. In Gelsenkirchen bleibt dafür kein Stein auf dem anderen, sodass mit Timo Baumgartl ein Verteidiger kontrovers in die U23 versetzt wurde, dazu mit Gerald Asamoah und Matthias Schober zwei Klub-Legenden als Funktionäre geschasst wurden. Die Chance für Rostock und Braunschweig, um in ein nervöses Umfeld hinein zu stechen?
Fünf Spiele im Fokus
Kiel gegen Rostock: Ausgeglichene Bilanz an der Förde
Unter der Woche stellte Holstein Kiel mit Andu Kelati (TSG 1899 Hoffenheim II) den ersten Zugang für die neue Saison vor. Ob der Außenstürmer in die Bundesliga oder ins Unterhaus wechseln wird, haben die Störche selbst in der Hand. Fünf Punkte beträgt der Vorsprung vor dem dritten Rang, den sich die Kieler mit zwei Siegen gegen Karlsruhe (1:0) und Elversberg (2:0) überzeugend erspielt haben. Abgesehen von der kleinen Ergebnismisere zu Jahresbeginn hat sich die KSV stabilisiert - und kann am Karsamstag gegenüber den Konkurrenten vorlegen.
Doch die Hansa-Kogge reist mit Rückenwind an die Förde. Zwei 1:0-Siege gegen Braunschweig und Fürth haben die Rostocker wieder an das rettende Ufer herangeführt. Ein weiterer Erfolg gegen den Aufstiegskandidaten wäre ein großes Ausrufezeichen im Tabellenkeller, mit dem die Ostseestädter unter Umständen sogar punktetechnisch bis zum 12. Platz aufschließen könnten. Ob wieder ein goldener Treffer für das offensivschwächste Team der Liga ausreichen würde? Die Bilanz an der Förde ist für Rostock ausgeglichen: in sechs Spielen gab es je zwei Siege, Unentschieden und Niederlagen.
FCK gegen F95: Ärgert Funkel seine Fortuna?
Friedhelm Funkel trifft die Fortuna. In 138 Pflichtspielen coachte der heutige FCK-Cheftrainer die Düsseldorfer in die Bundesliga und zum Klassenerhalt. Nun will er den Rheinländern mit den Roten Teufeln ein Beinchen im Aufstiegskampf stellen. Dazu muss der 70-Jährige die nötige Balance zwischen dem wichtigen Spiel um den Klassenerhalt in der Liga und dem vorausliegenden Halbfinale im DFB-Pokal gegen Drittligist Saarbrücken finden. Kurios: der Pokalgegner ist am Wochenende nicht im Einsatz, weil der Rasen im saarländischen Stadion für den Auftritt gegen Lautern geschont werden soll. Ein Schonprogramm kann sich der FCK hingegen nicht erlauben.
Zumal Düsseldorf seit sechs Spielen ungeschlagen ist. Den Sieg gegen den Hamburger SV (2:0) hat die Fortuna eindrucksvoll mit einem 4:0-Erfolg gegen Osnabrück untermauert. Somit zählt die Mannschaft von Daniel Thioune derzeit zweifellos zu den formstärksten Teams der Liga. Und der F95-Coach hat noch einen Vorteil: kein Spieler im Kader fehlt derzeit verletzungsbedingt, was über weite Strecken der Saison kaum denkbar war. Somit hat Thioune sogar die Qual der Wahl und wird arrivierte Kräfte wie Marcel Sobottka oder Andre Hoffmann wieder auf die Bank setzen. Wohl dem, der im Spiel so nachlegen kann.
Hertha gegen FCN: Die goldene Ananas soll vermieden werden
Es ist wohl das entscheidende Duell zwischen zwei Mannschaften, die noch nicht wissen, wohin der Weg in der restlichen Saison führen wird. Im Highlight-Spiel am Samstagabend (20:30 Uhr) muss die Hertha erst einmal den 5:2-Sieg gegen Schalke bestätigen, um das positive Gefühl im Umfeld aufrecht zu erhalten. In Saisonphasen, in denen noch etwas möglich zu sein schien, war die Euphorie in der Hauptstadt entsprechend groß. Nun droht Normalität, weshalb die Verantwortlichen nach Möglichkeiten suchen, um das Feuer wieder zu entfachen. Andernfalls wird im Olympiastadion um die goldene Ananas gespielt.
Am Valznerweiher gilt das gleiche. Zwei Siege gegen Braunschweig (2:1) und Magdeburg (1:0) waren wichtig, um die Nerven im Frankenland frühzeitig zu beruhigen. Danach folgte eine Niederlage gegen St. Pauli (0:2), mit der zu rechnen war. Gleichzeitig zeigten die letzten Wochen auf, was in Nürnberg der Status quo ist: Erfolge gegen die Kellerteams waren drin, die Spitzengruppe wurde hingegen selten geärgert. Doch der Umbau im Nürnberger Team - und damit auch die langfristige Entwicklung zu erfolgreicheren Ergebnissen - ist längst im Gange. Schwankungen im Endspurt dürften Cristian Fiél daher nicht weiter schockieren.
S04 gegen KSC: Geraerts in der Baumgartl-Falle?
Die Königsblauen trafen in der Länderspielpause einige Personalentscheidungen. Asamoah muss gehen, Manga kommt nicht, Schober muss auch gehen - so viel war im Hintergrund passiert. Aus der Mannschaft musste sich Timo Baumgartl verabschieden, der die Versetzung in die U23 zwar akzeptierte, aber nicht unkommentiert ließ. Denn, weil Karel Geraerts die Trainingsqualität des Innenverteidigers kritisierte, fühlte sich der 28-Jährige ungerecht behandelt. Die Expertise des Cheftrainers wurde bisweilen nicht infrage gestellt, doch Geraerts braucht jetzt Ergebnisse, damit das so bleibt. Sonst fällt dem Belgier nachher, genauso wie Vorgänger Thomas Reis, ausgerechnet Baumgartls Personalie auf die Füße.
Beim Karlsruher SC gibt es derweil keinen Grund zum Unken. Schließlich liegt gerade ein 7:0-Rekordsieg hinter den Badenern. Eine verunsicherte Abwehr der Magdeburger hatte dem KSC überhaupt nichts entgegenzusetzen, weshalb die Eichner-Elf wohl ein gleiches Spielchen mit der S04-Kette spielen möchte. Stürmer Budu Zivzivadze wird mit großer Euphorie an seine vorherigen Leistungen anknüpfen wollen, zumal der 30-Jährige in den vergangenen Tagen die erste EM-Teilnahme von Georgien mit seinen Toren sicherte. Mit Zivzivadze wird Energie auf dem Platz sein.
Fürth gegen HSV: Zorniger (und) Baumgart an der Seitenlinie
Greuther Fürth startete schlecht in die Saison, mauserte sich dann zum Geheimkandidaten im Aufstiegsrennen und ließ dann umso stärker nach. Sechs Niederlagen aus den letzten sieben Spielen, dazu nur ein Sieg - aber immerhin im Derby. Dennoch ist das eine verheerende Bilanz in diesem Kalenderjahr für Alexander Zorniger und seine Mannschaft. Der ausbleibende Erfolg schlug zuletzt auf das Umfeld der Spieler aus, weil Vater Srbeny öffentlich die Entlassung des Trainers ins Spiel brachte. Ob sich die Spielvereinigung aus der hausgemachten Unruhe befreien kann? Die Kehrtwende hat Zorniger schon einmal geschafft.
Zwei Siege, zwei Niederlagen. Die Quote von Steffen Baumgart ist nun wieder ausgeglichen, doch für den Aufstieg des HSV reicht das noch nicht. Bei den Fürthern wollen und müssen die Hamburger nachlegen, um den Rückstand zu den norddeutschen Konkurrenten aufzuholen - oder zumindest gleichzuhalten. Mehr kann der HSV nicht beeinflussen, das würde der HSV-Coach auch in ähnlicher Weise wiedergeben. Ob sich die Fans an die Euphorie heranwagen oder nicht, dürfte wohl das erste Spiel nach der Länderspielpause entscheiden. Vor fast zehn Jahren sicherte ein Treffer von Pierre-Michel Lasogga in der Bundesliga-Relegation im Sportpark Ronhof den Klassenerhalt des HSV. Nun könnte ein neuer Held die Aufholjagd zum Aufstieg entfachen.