Analyse & Prognose: Die 2. Liga vor dem Saisonstart #3
Mit dem Duell zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV wird am 2. August die neue Zweitliga-Saison eröffnet. Bevor der Ball rollt, wirft liga2-online.de einen Blick auf die bisherige Vorbereitung aller Mannschaften und wagt eine Prognose, wo die Klubs am Saisonende landen werden. Im dritten Teil schauen wir auf Hannover, Karlsruhe, Hamburg, Düsseldorf sowie die beiden Bundesliga-Absteiger.
Personal: Die größte Personalentscheidung fiel in diesem Sommer vor Gericht, denn 96-Geschäftsführer Martin Kind wurde endgültig seines Amtes enthoben. Sportlich hatte Sportdirektor Marcus Mann das Transfergeschehen fest im Griff - und strich zuletzt satte 6,2 Millionen Euro für den Verkauf von Bright Arrey-Mbi zum SC Braga (Portugal) ein. Einen Teil der Ablöse investierten die Niedersachsen sogleich in Jannik Rochelt, dazu wurden mit Josh Knight, Jessic Ngankam und Hyun-ju Lee weitere Verstärkungen an Land gezogen. Die Abgänge von Cedric Teuchert oder Louis Schaub fallen daher deutlich weniger ins Gewicht als möglicherweise zu erwarten war. Zumal Vereinsikonen wie Ron-Robert Zieler und Marcel Halstenberg weitermachen.
Vorbereitung: Zwei Testspiele gegen Gegner aus dem Amateurbereich endeten höchst torreich, auf Augenhöhe bewegten sich die Roten anschließend mit dem SC Verl (2:1), dem VfL Osnabrück (4:2) und Twente Enschede (3:3). Die Abwehr der Niedersachsen erwies sich dementsprechend noch nicht sattelfest, obwohl Hannover bislang ungeschlagen blieb. Ein Abschlusstest gegen den VfL Wolfsburg wird weitere Erkenntnisse liefern.
Auftaktprogramm: In den Augen mancher Fans und Verantwortlichen hat Hannover 96 den Worst Case erwischt, denn zuerst spielen die Niedersachsen gegen Jahn Regensburg und anschließend bei Preußen Münster. Zwei motivierte Aufsteiger zum Auftakt sind - trotz aller Ambitionen in Hannover - ein Brett. Das Heimspiel gegen den Hamburger SV und die Auswärtspartie bei Fortuna Düsseldorf machen die größtmögliche Herausforderung perfekt.
Prognose: In den letzten Jahren konnte sich Hannover 96 kontinuierlich im Unterhaus steigern. Die Rückkehr in die Bundesliga ist nicht nur hinter vorgehaltener Hand das Ziel. Der Kader hat keine allzu auffälligen Veränderungen durchgemacht, weshalb die Mannschaft von Stefan Leitl mit Eingespieltheit und Konstanz punkten könnte. In den Augen von Kritikern wird es aufgrund mangelnder personeller Entwicklung wohl eher eng. Platz 3-7.
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Personal: Christian Eichner steht weiterhin an der Seitenlinie der Badener. Das war in Teilen der Sommerpause nicht gewiss. Fest stand hingegen früh, dass Lars Stindl, Jerome Gondorf und Daniel Brosinski ihre Karrieren im Profibereich beenden werden. Mit Patrick Drewes, Marco Thiede und Philip Heise wurden weitere Routiniers abgegeben - und auch Shootingstars wie Paul Nebel oder Igor Matanovic wurden nach ihren Leihen bei ihren Stammklubs eingeplant. Abgesehen von Robin Heußer, der die Schaltzentrale beim KSC besetzen soll, und Ersatztorwart Robin Himmelmann war der KSC auf dem Transfermarkt ausschließlich im Bereich der Talente unterwegs. Die Karlsruher werden definitiv ein neues Gesicht zeigen.
Vorbereitung: Viktoria Pilsen (0:2) und Gornik Zabrze (0:3) waren am Anfang der Vorbereitung zu viel für den KSC. Seitdem steigerten sich die Badener beachtlich - und holten Siege gegen Rijeka (1:0), Hoffenheim (4:1) und 1860 München (2:0). In einem abschließenden Test gegen Racing Strasbourg kann die Eichner-Elf unterstreichen, wie gefestigt sie vor dem ersten Pflichtspiel ist.
Auftaktprogramm: Erst Nürnberg zuhause, dann Düsseldorf auswärts. Anschließend empfängt der KSC noch Elversberg und fährt nach Braunschweig. Verhältnismäßig ein ausgewogenes Programm, das die Badener zum Auftakt bekommen werden - zumal die gegnerischen Teams genauso im Ungewissen fischen werden, wie es beim KSC der Fall sein könnte.
Prognose: Die Karlsruher haben viel Erfahrung verloren, sehr viel. Dafür hat der Verein durch die neue Transferstrategie reichlich an Talent dazugewonnen. Es liegt in den Händen von Eichner und den Füßen seiner Spielern, ob das funktionieren wird. Dass der KSC mit einer deutlich verjüngten Truppe den Erfolg der Vorsaison wiederholen kann, ist dennoch unwahrscheinlich. Der Start wird zeigen, wo es hingeht. Platz 8-11.
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Personal: Der Macher beim HSV heißt nicht mehr Jonas Boldt, sondern Stefan Kuntz. Und der legte sich sehr früh darauf fest, dass Steffen Baumgart als Cheftrainer die nächste Chance für den Aufstieg in die Bundesliga bekommen wird. Mit Laszlo Benes und Ignace Van der Brempt verloren die Hamburger lediglich zwei Leistungsträger, während sich Glatzel und Reis für einen Verbleib an der Elbe entschieden. Dazu wurde in Davie Selke und Daniel Elfadli investiert, um die Schwachpunkte beim HSV auszumerzen. Spannender wird jedoch die Frage sein, wem Baumgart grundsätzlich den nächsten Schritt in der Entwicklung ermöglichen kann.
Vorbereitung: Gegen Drochtersen/Assel (5:1) und Lübeck (5:2) startete der HSV stark in die Vorbereitung, auch der französische FC Nantes (4:2) war kein Gegner für die Hamburger. Dennoch zeigte die Abwehr durchaus Lücken, die beispielsweise Cardiff City bei einer 0:3-Niederlage gnadenlos ausnutzte. Ein torloses Remis gegen Aris Limassol war zum Abschluss der Testspiele auch kein Kracher, wenngleich erstmals die Null stand.
Auftaktprogramm: Wie schon in den Jahren zuvor liegt ein besonderer Fokus auf dem HSV, sodass das Eröffnungsspiel beim 1. FC Köln schon ein Highlight der Saison werden wird. Zuhause gegen Hertha BSC wird es nicht einfacher, bei Hannover 96 und gegen Preußen Münster hat der HSV zum Start schon etwas dickere Bretter zu bohren. Es ist nicht knüppelhart, aber auch nicht weit davon entfernt.
Prognose: In sechs Jahren holten die Hamburger viermal den vierten Platz. Damit wollen sich die Norddeutschen auch im nächsten Anlauf nicht zufrieden geben. Trotz des Wechsels von Boldt zu Kuntz war die Euphorie und Vorfreude auf eine Saison an der Elbe aber auch schon größer. Viel mehr hat sich in personeller Hinsicht ja auch kaum getan. Vom Bauchgefühl geht der HSV dieses Mal nicht als Top-Favorit ins Rennen, wird aber bis zum Ende wieder oben mitspielen. Platz 2-4.
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Personal: Christos Tzolis wurde nach seiner Leihe fest verpflichtet, um einen Transferüberschuss zu erzielen. Mehr bleibt den Rheinländern vom womöglich besten Spieler der letzten Saison nicht mehr. Darüber hinaus haben die Düsseldorfer aber auch niemanden verloren, der nicht ersetzbar war - und hat mit Bundesliga-Leihen wie Noah Mbamba (Bayer 04 Leverkusen) oder Dzenan Pejcinovic (VfL Wolfsburg) noch vielversprechende Youngsters dazugeholt. Ein möglicher Verkauf von Ao Tanaka steht noch im Raum, doch bislang bot kein Interessent die geforderte Ablösesumme. Ansonsten ist die Mannschaft, die im Vorjahr auf Platz 3 landete, zusammengeblieben.
Vorbereitung: Der ungarische Erstligist Diósgyőri VTK war der Fortuna nicht gewachsen, unterlag mit 0:4. Und auch Galatasaray Istanbul verlor ein Testspiel gegen Düsseldorf mit 2:5. Allerdings folgten danach Niederlagen gegen Kickers Offenbach (0:1) und Kaiserslautern (0:1). Im Abschlusstest gegen Ipswich Town, das in dieser Saison in der englischen Premier League antreten wird, können die Düsseldorfer noch einmal ihren wahren Leistungsstand prüfen.
Auftaktprogramm: Beim SV Darmstadt 98 geht es für die Fortuna los, bevor das Heimspiel gegen den Karlsruher SC ansteht. Vor der Länderspielpause fährt Düsseldorf dann noch nach Ulm und empfängt Hannover. Insgesamt ein ausgewogenes Programm, das die Fortuna aber nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Gerade die Duelle auf Augenhöhe könnten in dieser Saison umso entscheidender werden.
Prognose: Die entscheidenden Frage bei Fortuna Düsseldorf sind: Wie hat die Mannschaft von Daniel Thioune das Verspielen einer 3:0-Führung im Hinspiel der Relegation verkraftet? Und wie schwer wiegt der Abgang von Tzolis wirklich? Gut möglich, dass die Fortuna einfach dort weitermacht, wo sie im Liga-Betrieb in der vergangenen Saison aufgehört hat - dann ist auf jeden Fall mit Düsseldorf zu rechnen. Platz 2-6.
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Personal: Cheftrainer Torsten Lieberknecht wurde selbst in die Hand gelegt, ob er am Böllenfalltor bleiben will - und das tut er. Der Aderlass nach einem Abstieg ist bei den Lilien anschließend zu großen Teilen ausgeblieben. Dauerbrenner wie Schuhen, Holland, Bader oder Maglica sind noch da. Verabschiedet hat sich nach seiner Leihe lediglich Tim Skarke - und Christoph Klarer wurde für eine Ablösesumme von rund 4,15 Millionen Euro in die dritte englische Liga verkauft. Verstärkungen aus der 3. Liga in Deutschland heißen Marseiler, Will und Lakenmacher. Dazu wurde in Klefisch, Niemczycki, Papela oder Lopez investiert. Das heißt, dass auch zahlreiche Spieler verblieben sind, die den Abstieg noch abschütteln müssen.
Vorbereitung: 16 Tore schoss Darmstadt gegen Hainstadt am Main, acht Tore waren es danach noch gegen SV Münster. Bei der 0:1-Niederlage gegen Regionalligist FSV Frankfurt gab es den ersten Rückschlag, der mit einem 5:1-Sieg gegen Luxemburg-Erstligist Hesperange kompensiert wurde. Dann folgte die 1:2-Pleite gegen den 1. FC Saarbrücken, der in der 3. Liga zum Favoritenkreis zählt. Gegen Zweitligist Coventry City aus England folgt noch einmal ein Abschlusstest zur Einordnung der eigenen Stärke.
Auftaktprogramm: Zuhause erwartet den SV Darmstadt 98 ein Start gegen Fortuna Düsseldorf, was bei ein bisschen mehr Fortune für die Fortuna nicht zustande gekommen wäre. Danach heißen die Gegner Paderborn, Nürnberg und Elversberg. Ein Bundesliga-Absteiger sollte mit diesem Programm zurecht kommen können. Trotzdem kann keine Siegesserie erwartet werden.
Prognose: Die Lilien sind recht eindeutig abgestiegen, weshalb sich auch nur wenige Spieler für höherklassige Aufgaben empfehlen konnten. Ein ähnliches Personal hat aber seinerzeit auch den Aufstieg geschafft, weshalb von den Akteuren prinzipiell eine gute Leistung gefordert werden kann. Auch Lieberknecht ist jederzeit zuzutrauen, dass er wieder den richtigen Ton treffen kann - wenngleich auch der Lilien-Coach erst einmal beweisen muss, dass er aus der Negativspirale herausfindet. Platz 6-9.
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Personal: Die Transfersperre des "Effzeh" war in diesem Sommer das größte Thema in der Domstadt. Sportchef Christian Keller tat viel dafür, dass die potentiellen Leistungsträger an Bord bleiben. Auf dem Transfermarkt hätten sich die Kölner schließlich keinen Ersatz holen können - zumindest in der Hinrunde. So wurden zwar vereinzelt Spieler wie Ouro-Tagba, Onuoha oder die El Mala-Brüder geholt, mussten aber verliehen werden. Immerhin: mit Hübers, Heintz, Thielmann, Martel, Kainz, Maina, Waldschmidt oder Uth versprachen zahlreiche Akteure dem Geißbock ihre Treue. Lediglich Chabot, Selke und Schmitz verabschiedeten sich, sodass sich die Kölner im Kern wie selten zuvor ein Absteiger auf eine "Wiedergutmachung" fokussieren können.
Vorbereitung: Cheftrainer Gerhard Struber kam spät zum "Effzeh", doch bislang hat der Österreicher das Geißbockheim gut im Griff. Nennenswerte Erfolge waren die Siege gegen die Kickers Offenbach (3:1), die VV St. Truiden (3:0) oder Swansea City (2:1). Ein torreiches Unentschieden gab es dagegen bei Viktoria Köln (3:3). Auch die Kölner haben mit einem Abschlussspiel gegen Udinese Clacio noch einen namhaften Gegner vor dem Liga-Start vor der Brust.
Auftaktprogramm: Die Kölner bekommen das Eröffnungsspiel der diesjährigen Saison und dürfen sich direkt mit dem Hamburger SV messen. Danach geh die erste Auswärtsfahrt an die Kaiserlinde von der SV Elversberg. Abgerundet wird der Start mit einem Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig und einer Fahrt zum FC Schalke 04. Fünf bis zehn Punkte werden sich die Kölner durchaus ausrechnen.
Prognose: Der 1. FC Köln war die große Unbekannte in der Sommerpause, denn die Auswirkungen der Transfersperre waren unmittelbar nach dem Abstieg noch nicht abzusehen. Mancher Skeptiker fürchtete bereits, dass sich die Domstädter vor dem kompletten Absturz in die 3. Liga retten müssen. Dank vieler Treueschwüre könnte der Kader der Kölner aber wohl qualitativ der beste sein, den die 2. Bundesliga zu bieten hat. Allerdings müssen die Geißböcke das auch beweisen. Platz 1-3.