André Weis im Interview: "Wechsel zum FSV war ein Fortschritt"

Im Sommer 2015 verpflichtete der FSV Frankfurt nach Weggang von Patric Klandt den Torhüter André Weis vom FC Ingolstadt. Der 26-Jährige spielte beim Bundesligaaufsteiger kaum eine Rolle, übernahm allerdings beim FSV auf Anhieb die Position des Stammkeepers. Im Interview mit liga2-online.de sprach Weis über die bisherige Saison, seine Rolle in der Mannschaft und über den Traum Bundesliga.

liga2-online.de: Hallo Herr Weis. Was gab für Sie den Ausschlag, zum FSV zu wechseln?

André Weiß: Um einfach wieder Fußball zu spielen. Weil ich in Ingolstadt die zwei Jahre nie spielen durfte (3 Ligaspiele, 1 Pokalspiel) - das war eigentlich der Hauptgrund. Ich hab mir gedacht, dass ich einfach noch zu jung bin, um nur auf der Bank zu sitzen und dass ich auch einfach die Spielpraxis brauche, um mich weiterzuentwickeln.

Nach Ihrer Verpflichtung wurden Sie als eine Art Ersatz für Patric Klandt gesehen. Denken Sie, Sie sind dieser Rolle gerecht geworden?

Ich wollte hier keinen Spieler ersetzen. Ich weiß, dass Patric Klandt hier über Jahre gute Arbeit gemacht hat, aber ich wollte hier kein Ersatz für ihn sein, ich wollte André Weis sein. Ich will mich nicht mit irgendjemandem vergleichen, weil jeder Torwart anders ist.

Sie haben in der laufenden Saison in 14 Ligaspielen 19 Tore kassiert. Woran liegt das?

Alleine, dass wir schon 14 Tore zuhause im Frankfurter Volksbank Stadion bekommen haben, ist viel zu viel. Wir haben gegen Heidenheim 0:4 verloren, gegen Braunschweig 0:4 verloren und das war natürlich nicht gut, aber wir müssen da einfach im Verbund besser verteidigen, sodass wir auch weniger Gegentore bekommen. Wir haben ja auch gezeigt, dass wir's können, wir haben schon öfters zu Null gespielt.

Der FSV steht momentan auf Platz 12 in der Tabelle. Man könnte diese Tabellenregion schon fast als angestammt für die Bornheimer bezeichnen. Kann die Mannschaft noch mehr?

Wie schon gesagt, wir könnten drei, vier Punkte mehr haben, könnten aber auch drei, vier Punkte weniger haben – man sieht ja auch, was für ein Potenzial wir in der Mannschaft haben. Wir haben die Spiele teilweise sensationell gedreht und müssen jetzt einfach schauen, dass wir Konstanz bei uns ins Spiel und nicht solch unnötige Niederlagen wie gegen Sandhausen zuhause bekommen.

Inwiefern unterscheiden sich die Spielweise des FSV von der des FC Ingolstadt?

In Ingolstadt wurde viel mit langen Bällen agiert, die auf die Stürmer gespielt wurden. Hier haben wir die Philosophie, auch Fußball spielen zu wollen, das heißt nicht nur den Ball nach vorne zu dreschen, sondern versuchen, das auch fußballerisch zu lösen.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Mannschaft in der laufenden Saison, was Kompaktheit, Souveränität und Teamgeist angeht? Wie sehr ist aus dem „zusammengewürfelten“ Kader eine Mannschaft geworden?

Ich denke, man sieht das jetzt auch. Sandhausen war vielleicht ein kleiner Rückschlag, aber ich glaube, in den Spielen davor hat man immer gesehen, dass wir immer besser zusammenfinden und dass die Automatismen immer mehr stimmen. Es ist klar, dass das ein bisschen Zeit beansprucht. Wir müssen jetzt schauen, dass wir vor der Winterpause noch so viele Punkte wie möglich holen und dass wir dann in der Vorbereitung auf die Rückrunde noch einen Zahn zulegen - dass wir einfach noch besser aufeinander eingestimmt sind.

Wie gut kommen Sie mit Tomas Oral zurecht?

Das Verhältnis ist gut, er ist ein Top-Trainer mit super Trainingsgestaltung und man sieht, wie schnell er aus dem eben genannten „zusammengewürfelten Haufen“ eine Mannschaft geformt hat, wir entwickeln immer mehr eine Spielidee, und ich denke, er ist einfach ein sehr guter Trainer.

Wie sehen Sie die Rolle von Besar Halimi für die Mannschaft? Er kam oft als „letzter Retter“ des einen oder anderen Punktes rüber.

Dass Besar Qualität hat, das hat man schon letzter Jahr bei den Stuttgarter Kickers gesehen – sonst hätte ihn Mainz nicht geholt. Klar, er hat uns viele Punkte durch seine super Tore geholt, keine Frage, aber dazu gehört ja auch immer die Mannschaft. Man kann schon sagen, dass, wenn Besar auf dem Weg weitergeht, er für mich einer der Top-Spieler der zweiten Liga ist.

Seit Sie beim FSV unter Vertrag stehen, stieg Ihr Marktwert rasant in die Höhe, verdoppelte sich sogar. Liegt es nur daran, dass Sie beim FSV die Nummer 1 sind oder funktionieren Sie hier einfach besser?

Ich denke, es hängt damit zusammen, dass ich jetzt auch wirklich das zeigen kann, was ich kann. Das mit den Marktwerten ist immer so eine Sache, wer die bestimmt, aber definitiv hat es was damit zu tun, dass ich jetzt spielen kann. Ich gucke, dass ich versuche, meine Leistung zu bringen und das klappt bis jetzt ganz gut.

Sie kamen Ihrer Karriere relativ viel rum, die Stationen hießen Koblenz, Wilhelmshaven, Stuttgart, Ingolstadt und nun Frankfurt. Was war für Sie persönlich der angenehmste Ort, um dort Ihre Tätigkeit auszuüben?

Im Endeffekt glaube ich, dass jede Stadt für mich top war, um mich weiterzuentwickeln. Wilhelmshaven war damals für mich das erste Mal von zuhause weg. In Stuttgart dann zum ersten Mal mit den Profis von der ersten Mannschaft trainiert. Ingolstadt hat mich charakterlich sehr weitergebracht, durch die zwei Jahre, die für mich schon hart waren. Und sportlich habe ich immer versucht, mich zu verbessern mit den Wechseln. Die meisten sehen einen Wechsel von Ingolstadt nach Frankfurt als Rückschritt an, aber ich sehe es eher als Fortschritt, weil ich hier endlich wieder spielen darf.

Sie stehen beim FSV noch bis 2018 unter Vertrag. Haben Sie persönliche Ziele oder Träume, die Sie in Ihrer Karriere noch verwirklichen wollen?

 Der Traum von jedem ist es, irgendwann mal in der Bundesliga zu spielen. Letztes Jahr durfte ich schon eine Aufstiegsfeier mitmachen und ich muss wirklich sagen – gegen sowas hätte ich wirklich nichts nochmal einzuwenden. (lacht) Aber klar, ich will versuchen mich jetzt weiterzuentwickeln und mit dem FSV konstant gute Leistungen zu bringen und da muss man einfach sehen was noch mal kommt, ob irgendwann vielleicht nochmal die Chance da ist, in der Bundesliga zu spielen – vielleicht ja auch mit dem FSV, je nachdem, was die nächsten Jahre so bringen.

Wo sehen Sie den FSV in 3 bis 4 Jahren?

Wenn wir den Kader so zusammenhalten könnten und vielleicht die Spieler, die momentan nur ausgeliehen sind, noch ein bisschen halten oder fest verpflichten, glaube ich schon, dass, wenn man die Spieler länger hier behalten könnte, man oben angreifen kann. Man hat ja die Struktur, man ist ja jetzt schon ewig lang in der zweiten Bundesliga. Man hat auch letztes Jahr an Darmstadt oder auch bei uns in Ingolstadt gesehen, dass es möglich ist eine Überraschung zu schaffen, wenn alles passt.

 

Vielen Dank für das Interview!

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