Arminia-Urgestein Klos zerlegt Team: "Muss den Charakter absprechen"
Es waren emotionale Bilder, als DSC-Urgestein Fabian Klos nach der bitteren wie desolaten 0:4-Klatsche im Hinspiel der Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden Rede und Antwort stand. Von dem Verhalten der Fans im Auswärtsblock bis hin zur Leistung des Teams konnte nicht viel Positives abgewonnen werden – im Gegenteil. Sowohl der Stürmer als auch Trainer Uwe Koschinat gingen hart mit der Mannschaft ins Gericht.
Verständnis für Fan-Randale – Co-Trainer betroffen
Geradezu vorführen ließ sich der Noch-Zweitligist vom Drittligisten. Mit schnellem Umschaltspiel überrumpelte Wiesbaden die Arminen regelrecht. Verständlich also, dass die gut 2.000 mitgereisten Fans alles andere als begeistert waren. Der Wut, der immer wieder überkochte und sich durch Böllerwürfe äußerte, kochte nach dem 0:4 in der 82. Minute endgültig über. Fans versuchten den Innenraum zu stürmen, noch mehr pyrotechnische Gegenstände flogen auf den Platz. Die Forderung der Anhänger war eindeutig: "Außer Fabi könnt ihr alle gehen!" Ebendieser Fabian Klos, seit zwölf Jahren bei der Arminia, stand als einziger auf dem Feld, als Schiedsrichter Benjamin Brand entschied, eine 20-minütige Unterbrechung zu veranlassen.
Tränenüberströmt bewegte er die Fans dazu, etwaige Unsportlichkeiten zu unterlassen – was ihm auch gelang. Hierbei zeigte er durchaus Verständnis für die Reaktionen der DSC-Anhänger. So "reagieren die Fans auf das, was dieses so genannte Team auf den Platz gebracht hat", sagte er im Interview bei "Sky". "Die Fans mussten die letzten zwei Jahre viel ertragen. Soll ich auf die Fans sauer sein? Kann ich nicht!" Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Co-Trainer Niklas Klasen hatte mit Hörproblemen zu kämpfen und musste sich weiteren Untersuchungen unterziehen, nachdem ein Böller in seiner Nähe explodierte. Dass in den finalen Minuten nichts mehr von Fanseite passierte, verlangte Klos "Respekt" ab.
"Kann mich nicht vor diese Mannschaft stellen"
Das Verständnis, was der 35-Jährige für die Fans hatte, konnte er indes nicht für die Bielefelder Mannschaft aufbringen. Mit Tränen berichtete er im Interview bei "Ran", dass er aufgrund dieses Spiels den ersten Geburtstag seines Sohnes verpasst habe. "Ich kann leider nicht sagen, was ich denke, weil wir noch ein Spiel zu spielen haben", teaserte der Stürmer seinen Unmut an, ehe er ihm dann doch freien Lauf ließ. "Gute Fußballer machen keine gute Mannschaft. Die letzten beiden Wochen muss man der Mannschaft zu Recht den Charakter absprechen", stellte er klar. In den beiden finale Spielen mussten die Ostwestfalen nun jeweils eine 0:4-Klatsche hinnehmen und scheinen nicht mehr zu retten.
Das sah auch Klos so. "Das Ding ist durch. Ich habe heute nur eine Mannschaft gesehen, die von Wiesbaden", ließ er keine Zweifel. Auch Trainer Uwe Koschinat, der nach seiner Einstellung eigentlich einen guten Start hatte, ehe die absolute Talfahrt begann, sprach von einer "Bankrott-Erklärung" auf der Pressekonferenz nach der Partie.
Der zweite Abstieg binnen zwei Jahren scheint nach der höchsten Niederlage der Relegations-Historie nicht mehr zu verhindern. Entsprechend konnten auch erste Gedanken um die Zukunft formuliert werden. Für Fabian Klos stand fest: "Ich höre so nicht auf." Dabei blickte er auf seine lange Zeit auf der Alm zurück und resümierte, dass er nach "Blut, Schweiß, Tränen und Knochenbrüchen" nun dort angekommen sei, "wo ich damals angefangen habe. Nur dass die Stimmung noch beschissener ist als damals." Zumindest ein wenig Reparatur kann am kommenden Dienstag im Rückspiel geleistet werden, wenngleich die Chancen maximal gering sind.