Boetius zwischen Freud und Leid: Startelf-Comeback mit Ampelkarte

Eineinhalb Jahre nach seiner Hodenkreberkrankung steht Jean-Paul Boetius wieder auf dem Fußballplatz. Erstmals lief der 30-jährige Niederländer am vergangenen Wochenende in der Startelf auf. Mit gemischten Gefühlen, denn Boetius sah die Ampelkarte - und der SV Darmstadt 98 verlor das Spiel.

Schwarz stellte Kontakt zu Kohfeldt her

Zweimal wurde Jean-Paul Boetius bei den Lilien bereits eingewechselt, nun stand er erstmals wieder in der Startelf. Doch nach 62 Minuten war Schluss, denn wegen eines Foulspiels sah der 30-Jährige die zweite gelbe Karte, was Gelb-Rot bedeutete. "Ich gehe nicht absichtlich auf den Fuß des Braunschweigers, aber der rutscht rein. Das war auf jeden Fall sehr unglücklich", äußerte sich Boetius nach der Partie. Ursprünglich war vorgesehen, dass Boetius nur 45 bis 60 Minuten auf dem Platz stehen sollte. Wegen des Rückstands und der dünnen Personaldecke blieb der Niederländer, flog aber vom Platz. Darmstadt konnte die Partie nicht mehr drehen.

Für den 30-Jährigen ein Ärgernis - und zugleich war Boetius glücklich, dass er überhaupt auf dem Platz stehen konnte. Nach zweifacher Hodenkrebserkrankrung war es das erste Mal seit über 20 Monaten, dass der Offensivspieler in einer Startelf stand. Seinerzeit trug er noch das Trikot von Hertha BSC, bevor er anderthalb Jahre in der Vereinslosigkeit verbrachte. Ausgerechnet Ex-Coach Sandro Schwarz stellte den Kontakt zu SV98-Trainer Florian Kohfeldt her, der Boetius die Chance zum Comeback gab. Trotz Platzverweis und Niederlage bewertete der Niederländer seinen Einsatz daher positiv.

"Bei Krebs hatten sie keine Ahnung"

"Meine fußballerischen Fähigkeiten standen nicht infrage. Aber wie es körperlich bei mir weitergeht, war für viele Vereine unklar", ließ Boetius dabei tief in seine vorherige Lage einblicken. "Wenn jemand eine Knieverletzung hat, wissen die genau, wie sie damit umgehen. Aber bei Krebs hatten sie keine Ahnung." Darmstadt wolle ihm nun die Chance geben, was der 30-Jährige als mögliche Win-Win-Situation für beide Seiten sieht.

In 143 Bundesliga-Partien für Hertha und Mainz erzielte Boetius insgesamt zwölf Tore, steuerte 22 Vorlagen bei. "Wenn ich wieder auf meinen Level komme, bin ich mir sicher, dass ich auch ein Führungsspieler sein kann", nahm sich Boetius vor. Und zwar immer mit einer gewissen Demut: "Ich weiß, dass da immer jemand auf der Welt ist, dem es schlechter geht als mir. Wieso sollte ich meckern?" So kämpfte sich der Niederländer wieder in den Profifußball zurück. Im kommenden Heimspiel gegen den FC Schalke 04 muss der 30-Jährige jedoch erst einmal gesperrt pausieren.

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