Das Hinrundenzeugnis #1: Die untere Tabellenhälfte

Die Hinrunde der Zweitliga-Saison 2023/24 ist beendet. Nach 17 Spielen in 144 Tagen steht nun die einmonatige Winterpause an. Zeit, um den bisherigen Verlauf der Spielzeit noch einmal unter die Lupe zu nehmen. liga2-online.de analysiert die Ausgangslage aller 18 Vereine kurz und knackig – und stellt am Ende des Hinrundenzeugnisses auch eine Note aus. Den Anfang machen wir mit den Plätzen 18 bis 10.

Die Bremer Brücke ist verstummt, der VfL erlebte eine Hinrunde zum Vergessen, was Trainer Tobias Schweinsteiger vor vier Wochen den Job kostete. Gerade einmal neun Punkte stehen auf dem Konto der Lila-Weißen, die zumindest einen minimalen Aufschwung vor der Winterpause erlebten. Zwei Zähler gab es zuletzt in Serie - immerhin gegen St. Pauli (1:1) und Hertha BSC (0:0). Schafft Uwe Koschinat einen nachhaltigen Trainereffekt in der Wintervorbereitung? Der überschwänglichen Wortgewalt des neuen Cheftrainers müssen schnell Taten folgen, sonst fährt der Zug angesichts eines Rückstands von acht Punkten auf das rettende Ufer womöglich schon früh ab. Mit dieser Perspektive wird es für den VfL nicht einfach, im Winter die dringend benötigten Verstärkungen in allen Mannschaftsteilen zu finden - von den Sommer-Neuzugängen wurde letztendlich nämlich auch Stammtorwart Lennart Grill abgesägt, sodass die bisherige Transferplanung als gescheitert gelten dürfte.

Note: 6

 


In Braunschweig hat der Trainerwechsel funktioniert. Drei Siege in fünf Spielen unter Daniel Scherning haben den BTSV kurz vor der Winterpause zumindest wieder in Schlagdistanz zum Abstiegs-Relegationsplatz gebracht. "Die Jungs waren teilweise selbst überrascht, wie gut sie Fußball spielen können", merkte der Cheftrainer zwischenzeitlich an. Der neue Mann an der Seitenlinie hat es geschafft, die Offensive wieder anzukurbeln - unter Scherning wurden neun Tore erzielt, in der ganzen Zeit zuvor nur sieben Treffer. Scherning, der die Aufgabe selbst mit mutigem Selbstvertrauen angeht, hat zudem schnell seine Achse bei der Eintracht gefunden - mit Gewinnern wie Helgason, Rittmüller und Kaufmann, die nun entweder das Vertrauen bekommen oder zurück zu ihrer Form finden. Die Hoffnung beim BTSV ist zurück, wenngleich der Weg noch weit sein wird. Denn nicht zu vergessen: bis zum 13. Spieltag war das in der Hinrunde nichts.

Note: 5

 


Auch die Hansa-Kogge, die nach zwei Spieltagen noch Tabellenführer war, hat inzwischen die Reißleine gezogen und sich kurz vor der Winterpause von Alois Schwartz getrennt. Ab sofort übernimmt Mersad Selimbegovic, der im Abstiegskampf erprobt ist - dreimal schaffte er den Klassenerhalt mit Regensburg. Nun bekommt der neue Cheftrainer, der in der Branche geschätzt wird, die komplette Winter-Vorbereitung. Die wird nötig sein, um die Dauerbaustellen in der Entwicklung der Kogge anzugehen. Trotz zahlreicher Veränderungen in der Offensive fehlt den Rostockern weiterhin ein Torjäger. Gleichzeitig ging der gesamte Trend stetig bergab, obwohl es immer wieder kleine Ausreißer nach oben gab. Ein Hoffnungsschimmer? Als großes Problem entpuppte sich dafür zuletzt ein Teil der Anhänger, der in Paderborn (0:3) beinahe einen Spielabbruch provoziert hätte. Die Rostocker haben in allen Bereichen gewaltige Arbeit vor sich.

Note: 4-

 


Dirk Schuster musste Dimitrios Grammozis weichen, nachdem sich bei den Roten Teufeln nicht die erwartete Entwicklung einstellte. Ohne Top-Stürmer Ragnar Ache konnte der Coach jedoch noch kein Ausrufezeichen setzen. Beim Weiterkommen im DFB-Pokal gegen Nürnberg (2:0) wirkte der Mittelstürmer gerade einmal 25 Minuten mit, war aber sogleich an beiden Toren beteiligt. Danach fiel er wieder kurzzeitig aus - und das Kunststück aus dem Pokal ließ sich gegen Braunschweig (1:2) am 17. Spieltag ohnehin nicht wiederholen. Die Defensive der Lautrer ist zu wackelig (schon 36 Gegentore), die Offensive zu abhängig von einzelnen Personen. Der freie Fall geht nach nur einem (!) Punkt aus den letzten acht Spielen unaufhaltsam weiter. Grammozis forciert am Betzenberg eine neue Zeitrechnung, doch bislang hat noch niemand angefangen zu zählen.

Note: 4-

 


Die Meinungen zu Karel Geraerts waren längere Zeit noch gemischt. Erst lief es gut, dann kamen die Rückschläge und nun scheint der belgische Coach die Mittel und Wege gefunden zu haben, um die Königsblauen doch noch frühzeitig zu stabilisieren. Sieben Punkte holte S04 aus den letzten drei Spielen vor der Winterpause, was den Bundesliga-Absteiger zumindest aus der unmittelbaren Gefahrensituation herausgeholt hat. Zudem hat Geraerts wohl erkannt, auf welche Spieler er im Mannschaftsgefüge setzen kann. Diesen Trend sollte der Revierklub nach der Winterpause als gefestigtere Mannschaft fortsetzen, um wenigstens im ruhigen Gewässer zu bleiben - auch, was das Umfeld angeht. Bis dahin war die Hinrunde nämlich katastrophal. Zudem scheint die künftige Ausrichtung der Schalker - auch bezüglich der Sportlichen Leitung - derzeit nicht absehbar zu sein. Sportliche Argumente helfen in jeder Hinsicht.

Note: 5+

 


In Magdeburg war in der Hinrunde vieles schön, aber selten effizient. Sinnbildlich sind die beiden Partien gegen Fortuna Düsseldorf im DFB-Pokal-Achtelfinale (1:2) und am 17. Spieltag (2:3). Zweimal gab der FCM in der Schlussphase einen Sieg aus der Hand, obwohl die Voraussetzungen doch über weite Strecken so gut aussahen. Ein Abziehbild der Saison. So sind die Elbestädter aufgrund der Kumulation vieler Kleinigkeiten als vermeintliches Überraschungsteam - der FCM war nach fünf Spielen immerhin Dritter - in den Abstiegskampf abgerutscht. Die Zweifel bestehen derzeit kaum, dass sich die Mannschaft von Christian Titz daraus nicht befreien könnte. Doch die Hinrunde hat gezeigt, dass sich der FCM seiner Sache nicht zu sicher sein darf.

Note: 4

 


Christian Eichner wäre mit seiner Mannschaft gerne weiter. Mit diesen Worten entsprach der KSC-Coach den vielen Gedanken, die im Umfeld der Karlsruher kreisen. Die Badener spielen eine völlig durchwachsene Saison mit Höhen und Tiefen, aber ohne große Regelmäßigkeit. Fünf Spiele in Folge ohne Niederlage sprechen vor der Winterpause jedoch für ein positives Gefühl. Allerdings wird der KSC auch in der Rückrunde auf unruhige Begleiterscheinungen treffen, wenn weiterhin keine Kostanz einkehrt. Der wortgewandte Cheftrainer wird innerhalb der Mannschaft die richtigen Worte finden müssen, um auch nach den fröhlichen Feiertagen für fröhliche Stimmung im Badener Land zu sorgen.

Note: 4+

 


Der Aufsteiger aus Hessen zockt sich etwas unauffällig durch die Saison. Der SVWW wird dabei zum Serientäter in den Ergebnissen, denn Tops und Flops kommen bei der Kauczinski-Elf in Schüben. So hat sich die Mannschaft immerhin auf einem Mittelfeldplatz mit einem Vorsprung von fünf Zählern gegenüber dem Abstiegs-Relegationsplatz eingefunden. Niemand in Wiesbaden hätte wohl etwas dagegen einzuwenden, wenn die Rückrunde ähnlich verläuft, denn dann wäre der Aufsteiger sicher im nächsten Zweitliga-Jahr dabei. Zumal sich die Wiesbadener in ihrer Spielweise von einer Abhängigkeit von Ivan Prtajin gelöst haben: der Mittelstürmer agiert weiterhin als Top-Torjäger - jedoch in einem funktionierenden Gefüge. So bleibt der SVWW flexibel und unberechenbar.

Note: 2-

 


Mitte der Hinrunde schien der Club auf einem guten Weg zu sein, um wieder ambitionierter in die Köpfe der Fans zu kommen. Doch spätestens nach der letzten Länderspielpause haben Cheftrainer Cristian Fiél und seine Mannschaft den Fokus verloren. Zwei krachende Niederlagen gegen Karlsruhe (1:4) und Düsseldorf (0:5) warfen den FCN mental weit zurück, daraufhin folgte ein glücklicher Sieg gegen Elversberg (1:0) und die nächste Quittung gegen den HSV (0:2) - wenngleich die Nürnberger im Duell mit dem Top-Favoriten lange auf Augenhöhe agierten. Doch der Club wird den Sand im Getriebe noch nicht los. Gleichzeitig ist die Hoffnung jedoch groß, dass das anhand der Voraussetzungen in Nürnberg nur eine Frage der Zeit ist, bis sich die Ergebnisse wieder einstellen. Denn die grundsätzliche Basis für bessere Zeiten hatte der FCN in Teilen der Saison schon angedeutet.

Note: 3

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