Die Liga nach dem Saisonstart: Die obere Tabellenhälfte

Die Saison 2023/24 geht in die erste Länderspielpause. Alle 18 Klubs haben fünf Spiele absolviert und werden nun analysieren, welche Erkenntnisse der Start in die neue Spielzeit hervorgebracht hat. liga2-online.de wirft einen Blick auf die aktuellen Situationen der jeweiligen Vereine. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der oberen Tabellenhälfte:

Nach phänomenaler Rückrunde sind die Kiezkicker wieder mit Erfolgstrainer Fabian Hürzeler gestartet - und bislang blieb St. Pauli ohne Niederlage. Allerdings folgte dem glücklichen Auftaktsieg in Kaiserslautern (2:1) kein weiterer Dreier. Stattdessen haben die Hamburger vier Unentschieden in Folge geholt, darunter dreimal ein torloses Remis. Somit stellen die Kiezkicker zum Start in die neue Saison zwar bei nur zwei Gegentreffern die beste Defensive, aber mit nur drei Toren auch die schwächste Offensive. Ein Problem, das den FCSP schon längere Zeit verfolgt. Ob Simon Zoller die Torflaute beheben kann?

 


Die Hessen gingen den Weg über die Relegation - und stehen trotz der Abgänge von Top-Torjäger Benedict Hollerbach, Kapitän Johannes Wurtz und Abwehrchef Ahmet Gürleyen plötzlich als bester Aufsteiger dar. Weil Sportchef Paul Fernie auf dem Transfermarkt die richtigen Schlüsse zog. Gerade einmal vier Gegentore kassierte der disziplinierte SVWW in fünf Partien, zudem war die Kauczinski-Elf bisher immer für einen Treffer vorne gut. Einzig das Spiel gegen Nürnberg ging verloren, weil die Hessen am Ende in Unterzahl nicht mehr zurückschlagen konnten. Trotzdem zeigte Wiesbaden zum Start eine enorme Stabilität.

 


Vom Gefühl her erlebten die Niedersachsen eine Berg- und Talfahrt, die mit zwei Remis und dem Pokal-Aus in der 1. Runde bei Drittligist Sandhausen zum Saisonstart schon zu scharfen Tönen hinter den Kulissen führte. Geschäftsführer Martin Kind legte seinen Unmut schon früh in der Spielzeit offen, was die Roten erst einmal verdauen mussten. Doch Cheftrainer Stefan Leitl und seine Mannschaft blieben cool, sodass sich Hannover schon acht Punkte erspielen konnte. Die einzige Niederlage gab es im Kräftemessen mit dem Hamburger SV - und selbst Kind äußerte sich danach zuversichtlich, dass der Klub mit Leitl erfolgreich weiterarbeiten könne.

 


Zum Saisonstart kassierten die Roten Teufel direkt mal zwei Niederlagen, auf Schalke auch begünstigt durch zwei Platzverweise gegen den FCK. Die kritischen Stimmen werden am Betzenberg naturgemäß schnell laut, aber das Team von und mit Dirk Schuster kämpfte sich aus der anfänglichen Misere heraus. Angefangen bei einer abgebrühten Leistung in der Pokal-Erstrunde, die der FCK-Coach immer wieder als Startschuss hervorhebt, folgten drei Siege in Folge. Die Lautrer wurden dadurch in der Tabelle geradewegs nach oben katapultiert. Wichtiger ist jedoch, was auf dem Rasen passiert - denn nachdem die Lautrer das Spiel gegen Elversberg noch drehen mussten, wurden zuletzt zwei Führungen mit Glück und Souveränität über die Zeit gebracht. So lassen sich die kritischen Fans beruhigen.

 


Saisonübergreifend spielte sich die Hansa-Kogge in einen echten Lauf, weswegen die Mannschaft von Alois Schwartz auch nicht umsonst die erste Tabellenführung in der 2. Bundesliga seit über 16 Jahren holte. Ein Genuss für die Fans und ein Saisonstart, der an der Ostsee Lust auf mehr machte. Und die Kogge lieferte: Nach dem spektakulären 2:1-Sieg gegen Elversberg mit zwei Toren in der Nachspielzeit musste sich Rostock nur den Klubs aus Hannover und Hamburg bislang geschlagen geben. Die Spiele, bei denen die Fans sagen würden, dass sie für den Klassenerhalt gewonnen werden müssen, hat die Kogge erfolgreich bestritten. Dadurch ist für die Ostseestädter in dieser Saison vielleicht mehr drin, als "nur" der Klassenerhalt.

 


Im Rheinland hängen die Trauben hoch, weswegen die Fortuna - ob gewollt oder nicht - stets zu den Aufstiegskandidaten zählt. Dieses Mal ging jedoch die Skepsis einher, denn lange Zeit passierte auf dem Transfermarkt bei den Düsseldorfern gar nichts. Gerade einmal sechs Neuzugänge sprechen für eine punktuelle Verstärkung in einem ohnehin schon dünnen Kader. Doch wie Christos Tzolis (drei Spiele/drei Tore), Vincent Vermeij und Yannik Engelhardt losgelegt haben, war schon bemerkenswert. Gerade die Auftritte gegen Elversberg (5:0) und Karlsruhe (3:1), in denen Thioune den Neulingen das Vertrauen für die Startelf schenkte, deuteten eine reife Mannschaftsleistung im Rheinland an. Ohne großes Verletzungspech dürften sich die Düsseldorfer wohl als heißer Kandidat positioniert haben.

 


Das zweite Jahr nach dem Aufstieg ist immer schwierig? Über diese Fußball-Weisheit dürfen die Magdeburger aktuell schmunzeln. Was Sportchef Otmar Schork und Cheftrainer Christian Titz in Sachsen-Anhalt schaffen, ist bemerkenswert. Nicht nur durch den 6:4-Heimsieg gegen Hertha BSC am letzten Spieltag, der zweifelsohne in die Annalen der 2. Bundesliga eingehen wird. Beeindruckend ist, wie Titz seine Mannschaft weiterentwickelt hat. Denn von sieben Neuzugängen, die Schork seinem Cheftrainer zur Verfügung gestellt hat, hat sich bislang nur einer zum Stammspieler entwickelt - das beweist einen enormen Schritt beim vorhandenen Personal, den der Coach mit seiner Mannschaft gegangen ist. Elf Punkte und der dritte Platz sind die Belohnung für die Arbeit.

 


Die Störche von der Kieler Förde waren in vielen Saisonprognosen die Wundertüte der Liga. Enorm viele Zöpfe wurden im Sommer abgeschnitten, um das Gesicht des Kaders mit jungen Spielern zu verändern. Kaum ein Neuzugang spielte vor seinem Wechsel zur KSV Holstein höherklassig, dazu verletzte sich Carl Johansson als geplanter Abwehrchef langfristig. Doch aus der Not machten Marcel Rapp und seine Mannschaft eine Tugend, sodass Nachwuchskicker Colin Kleine-Bekel nun in der Dreierkette gesetzt ist - und überzeugt. Der neue U21-Nationalspieler ist nur ein Beispiel für den Aufschwung an der Förde, der auch durch die Ernennung von Eigengewächs Philipp Sander zum Kapitän oder der Beförderung von Timon Weiner - letzte Saison noch dritter Torwart - zum Stammkeeper wächst und wächst.

 


Der HSV wäre gerne das Maß der Dinge in der Liga, der HSV ist zurzeit das Maß aller Dinge in der Liga. Ein Gegentor in der fünften Minute der Nachspielzeit am 2. Spieltag verhinderte, dass die Mannschaft von Tim Walter mit der vollen Punktausbeute von der Tabellenspitze grüßt. Dort haben sich die Hamburger dennoch eingenistet - und das völlig zurecht. Denn 13 Tore sprechen in der Offensive die beste Sprache, auch die Abwehr erfährt bei nur fünf Gegentreffern eine neue Stabilität. Obwohl Kapitän Sebastian Schonlau zuletzt lange ausfiel. Trotzdem lieferte der HSV schon drei Spiele ohne Gegentor in Folge ab, wodurch sich alle Mannschaftsteile zurzeit äußerst formstark und damit in der absoluten Favoritenrolle zeigen.

 

Weiterlesen: Die untere Tabellenhälfte

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"