Dynamo-Schockstarre nach dem Abstieg: "Trauer, Enttäuschung, Wut"
Die Relegation war die große Chance, in zwei Spielen eine enttäuschende Saison geradezubiegen und den Klassenerhalt zu feiern. Stattdessen musste Dynamo Dresden am Dienstagabend durch eine 0:2-Niederlage gegen Drittligist 1. FC Kaiserslautern nach nur einem Jahr den Abstieg verkraften. Dementsprechend groß waren Frust, Wut und Enttäuschung bei allen Verantwortlichen und denen, die es mit den Sachsen halten.
"Am Ende muss man sagen, war es zu wenig"
Es war die mit Abstand schwierigste Pressekonferenz, die Guerino Capretti in seiner kurzen Zeit als Dynamo-Coach abhalten musste. Zutiefst enttäuscht saß der 40-Jährige auf dem Podium und musste sich den Fragen der Pressevertreter stellen. Lust hatte er verständlicherweise darauf keine. "Es fällt mir extrem schwer, in die Analyse zu gehen. Es sind einfach starke negative Emotionen da: Trauer, Enttäuschung, Wut."
Nach seiner Amtsübernahme im März hatte der Fußballlehrer - die Relegation inbegriffen - zwölf Spiele als Verantwortlicher an der Seitenlinie gestanden. Das Ergebnis: Kein Sieg und nur vier Remis. "Am Ende muss man sagen, war es zu wenig", gab Capretti zu. "Bei allem Respekt, aber wenn wir es nicht schaffen, uns in zwei Spielen gegen einen Drittligisten durchzusetzen, dann reicht es unterm Strich nicht. Es ist extrem bitter und extrem enttäuschend." Auch nur zehn Treffer in diesem Zeitraum sprechen eine deutliche Sprache. Gegen den FCK war in über 180 Minuten ebenfalls keiner gelungen.
Keine Aussagen der Spieler
Während die Gäste aus der Pfalz lautstark im Rudolf-Harbig-Stadion die Rückkehr in die zweite Liga gefeiert hatten, waren die SGD-Profis kommentarlos in die Kabine gelaufen und kamen auch nicht mehr für Interviews heraus. "Nach so einem Spiel, in dem wir uns viel vorgenommen haben, ist da einfach absolute Leere. Die Jungs kommen zurück, sind am Heulen, haben negative Emotionen, da geht gar nichts mehr", erklärte ihr Trainer, weshalb sich die Spieler zurückgezogen hatten.
Alle hätten sich erst einmal in der Kabine sammeln müssen. "Da ist Totenstille, jeder guckt auf den Boden. Da gibt es nichts zu sagen, du findest da keine Worte, weil es nicht so ausgegangen ist, wie wir uns das vorgestellt haben." Es sei eine Situation, "die du erst einmal sacken lassen musst".
Pyrotechnik nach dem 0:2
Einen weiteren Stich ins Herz verursachten einige Fans, die nach dem 0:2 durch Philipp Hercher (90.+2/Daniel Hanslik hatte nach 59 Minuten die Führung erzielt) Pyrotechnik auf den Platz geworfen hatten. Der Ball konnte daraufhin einige Minuten nicht rollen, eine potentielle Aufholjagd der Schwarz-Gelben, so unwahrscheinlich sie auch war, konnte nicht stattfinden. Darauf angesprochen, musste Capretti erst einmal überlegen, wie er sich diplomatisch aus dieser Sache herausreden kann, ohne die Fans direkt anzugreifen: "Jeder hat die Szenen gesehen, die brauche ich nicht kommentieren."
Wenn die Sachsen aus ihrer Schockstarre erwachen, geht es an die Planung für die kommende Drittliga-Saison. Ob Capretti dann noch Trainer ist, steht in den Sternen. "Ich habe immer gesagt, es geht nicht um einzelne Spieler, es geht nicht um mich. Heute ist einfach ein Scheißtag, ein Scheißabend, das müssen wir erstmal sacken lassen. Alles andere steht jetzt nicht zur Debatte."