"Einfach nur Vollidioten": Hansa-Boss Marien sauer auf Randalierer
Nicht zum ersten Mal in der jüngeren Vergangenheit haben einige vermeintliche Fans des F.C. Hansa Rostock ihren Verein beim Auswärtsspiel auf St. Pauli in Verruf gebracht. Vorstandschef Robert Marien findet deutliche Worte.
"Absolut asozial"
Ein um zehn Minuten verzögerter Wiederanpfiff der zweiten Halbzeit nach dem massiven Abbrennen von Pyrotechnik, die teilweise auf das Spielfeld und in benachbarte Blöcke flog, ein durch Keramikteile verletzter Ordner, mindestens ein verletzter St. Pauli-Fan durch einen Böllerwurf und demolierte WC-Anlagen im Gästeblock: Das ist aus Sicht des F.C. Hansa die traurige Bilanz des Auswärtsspiels beim FC St. Pauli.
Vorstandschef Robert Marien spricht im "NDR"-Interview von einem "extremen Tief" und einem "grausigen Tag, an dem wir uns zurückentwickelt haben". Die Vorfälle würden "deutlich schwerer" wiegen als die Niederlage. "Da wurden nicht nur rote Linien überschritten, da hat es bei manchen komplett im Hirn ausgesetzt. Es sind Keramikteile, Raketen und Böller durch die Gegend geflogen. Das ist absolut asozial. Die Lage war extrem gefährlich. Dafür müssen wir uns entschuldigen und können uns davon nur eindeutig distanzieren", so der 42-Jährige. "Ich kann mich nicht für 50 Leute schämen, die einfach zu nah an der Wand geschaukelt haben, von denen distanziere ich mich. Das sind einfach nur Vollidioten. Die haben mit Hansa Rostock nichts zu tun."
Wie die Kogge in einer Stellungnahme mitteilte, habe die Aufarbeitung des Spieltages bereits am Sonntagabend begonnen. Bei einer Identifizierung der Täter werde man "entsprechende Konsequenzen ziehen". Noch vor Ort habe sich die Vereinsführung beim FC St. Pauli "für das inakzeptable Verhalten entschuldigt". Von einer Kollektivbestrafung der Fans hält Marien aber nichts: "Wir werden nicht mit der Gießkanne über 3.000 Leute gehen."
Pauli-Präsident bringt Punktabzüge ins Gespräch
St. Paulis Präsident Oke Göttlich sprach im Nachgang der Partie davon, dass die Gastfreundschaft überstrapaziert worden sei. Der Vorfall entspreche "überhaupt nicht dem, was wir in guten Gesprächen mit den Hansa-Verantwortlichen gehabt haben. Böller, Keramik - das ist eine Dimension, die nur schwer erträglich ist. Das sind Szenen, die haben mit Fußball nichts mehr zu tun." Die Vereine würden sich "wirklich sehr" darum bemühen, "die Umstände bestmöglich zu machen und werden immer wieder ausgetrickst. Es werden Menschen beschädigt - das geht gar nicht".
Angesichts der Vorfälle müsse man sich innerhalb der DFL nun darüber unterhalten, "inwieweit die Vereine nicht nur finanziell - denn das interessiert die meisten nicht - sondern auch sportlich sanktioniert werden können". Man bekomme "eine gewisse Klientel in keinster Weise mehr in die Verantwortung. Der finanzielle Schaden funktioniert nicht mehr als Grenze". Daher stellt der 47-Jährige Punktabzüge als mögliche künftige Strafen zur Diskussion, "wenn Grenzen überschritten sind. Hier sind Menschen beschossen und verletzt worden, da können wir nicht weiter zugucken." Die Situation habe sich in den vergangenen Monaten in vielen Stadien verschärft.
Das bekam auch der F.C. Hansa zu spüren: Aufgrund von elf verschiedenen Vorfällen in dieser Saison belegte das DFB-Sportgericht die Kogge bisher mit einer Geldstrafe von insgesamt 179.280 Euro. Nur Hannover 96 musste im Liga-Vergleich noch mehr zahlen (273.020 Euro). Die Vorkommnisse auf St. Pauli werden Hansa nun wohl eine sechsstellige Strafe kosten. Hinzukommt ein großer Imageschaden.