Rostocks Kult-Doktor Frank Bartel kündigt Ruhestand an
"Ich kenne den Körper von Paule Beinlich besser als seine Frau". Mit Sprüchen wie diesen ist Teamarzt Frank Bartel bei Hansa Rostock zur Kultfigur aufgestiegen. Doch nun naht nach über drei Dekaden das Ende. Wie der 63-Jährige gegenüber der "Bild" bekannt gab, soll die Auswärtspartie im Hamburger Volksparkstadion am 3. September sein letzter Einsatz sein.
Mehr Zeit für seine Eltern
Diese Partie hat er sich aus einem bestimmten Grund ausgeschaut: "Der Volkspark ist mein Lieblingsstadion", erklärte Bartel. Seit ein paar Jahren plagen den Teamarzt hartnäckige Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule. Des Weiteren nennt er seine Familie als Grund für seinen Abschied: "Meine Eltern in Halberstadt sind in einem Alter, in dem sie mehr Unterstützung brauchen. Die Zeit möchte ich mir nehmen."
Zum nahenden Abschied schwelgte Bartel, der seit 1991 bei Hansa tätig ist, noch mal in Erinnerungen. "Die Aufstiege mit Pagel" seien seine absoluten Highlights gewesen. Gemeint sind die Rostocker Bundesliga-Aufstiege unter Trainer Frank Pagelsdorf 1995 und 2007. Ein weiteres Erlebnis für die Ewigkeit sei der Klassenerhalt in Bochum in der dramatischen Saison 1999. Bartel wirkte damals aktiv mit, indem er den schwer am Ohr verletzten Stürmer Oliver Neuville mit einem dicken Turban versah, sodass dieser 90 Minuten durchhielt und sogar ein Tor zum knappen 3:2 Sieg beisteuern konnte. Noch schmerzbefreiter zeigt sich der Schwede Rade Prica, der sich den großen Zeh gebrochen hatte, aber trotzdem unbedingt spielen wollte. Also ließ er sich sechs Wochen lang von Bartel fit spritzen.
"Doc" Bartel - ein "richtiger Typ"
Bartel trat aber nicht nur mit seinen ärztlichen Fähigkeiten in Erscheinung. Nicht minder bekannt sind seine markigen Sprüche - darunter der Klassiker: "Ich kenne den Körper von Paule Beinlich besser als seine Frau." Als Rostock nach einem Wintertrainingslager in Teheran vier Tage am Flughafen festsaß, lagen Bartels Nerven blank. Der Teamarzt protestierte vehement – und wurde daraufhin kurzzeitig von den Behörden in Sicherheitsgewahrsam genommen.
Und nicht zuletzt war Bartel (k)ein Liebling der Schiedsrichter, von denen er diverse Ermahnungen ausgesprochen bekam. In der vergangenen Saison sah er im Spiel gegen Nürnberg sogar die rote Karte. Es lässt sich zweifellos sagen, dass der Fußball in Frank Bartel eine ganz besondere Persönlichkeit verliert. Bis das Auswärtsspiel in Hamburg steigt, kann sich Hansa aber noch knapp zwei Monate auf die Dienste seines langjährigen Experten verlassen.