Hansa-Neuzugang Perea gelingt historischer Doppelpack
Geschichten wie sie nur der Fußball schreibt: Elversberg sieht gegen Hansa Rostock wie der sichere Sieger aus und bekommt sogar noch einen Elfmeter zugesprochen, vergibt diesen aber. Stattdessen schlägt die Stunde des erst am Vortag nach Rostock gewechselten Juan José Perea, der das Spiel in der Nachspielzeit tatsächlich noch dreht und sich einen Eintrag in die Geschichtsbücher der 2. Bundesliga sichert.
Spätester Doppelpack der Zweitligageschichte
"Das ist ein Traum für mich", frohlockte der gefeirte Doppelpacker am Sky-Mikrofon. Die Tore widmete Perea seiner Familie: "Das ist für meine Frau und meinen Sohn. Er wurde vor drei Tagen geboren". Eine unvergessliche Woche für den 23-Jährigen Kolumbianer: Erst Vater geworden, dann der Wechsel nach Rostock - und nun ein Platz in den Geschichtsbüchen der 2. Bundesliga. Schließlich handelt es sich bei Pereas Toren um den spätesten Doppelpack seit der detaillierten Datenerfassung der 2. Liga.
Ohnehin war bisher erst zwei Spielern das Kunststück gelungen, in der Nachspielzeit doppelt zu treffen: Dem damaligen Paderborner Dennis Srbeny am 28.4.2023 beim 5:1 gegen Braunschweig (90. und 90.+4) und Ralf Becker im Trikot der SSV Reutlingen am 20.9.2002 beim 3:2 gegen Waldhof Mannheim (90. und 90.+1). Perea ließ sich nun sogar bis zur 90.+10. und 90.+13. Minute Zeit, um sich in die Torschützenliste einzutragen. Möglich gemacht hatten diese späten Tore mehrere längere VAR-Unterbrechungen.
In der Nachspielzeit überschlagen sich die Ereignisse
Lange Zeit hatte wenig darauf hingedeutet, dass Hansa als jubelnder Sieger vom Platz gehen würde. Nach einem umkämpften Start nahm Elversberg mehr und mehr das Zepter in die Hand und kam dem Tor von Markus Kolke immer näher. Zunächst konnten unter anderem Nico Neidhart auf der Linie und der Querbalken noch den Rückstand verhindern, ehe Carlo Sickinger in der 56. Minute dann das 1:0 für den Aufstieger markierte. In der Folge verstanden es die Saarländer geschickt, Hansa vom Tor wegzuhalten. Trainer Alois Schwartz monierte nach dem Spiel: "Wir waren nicht gut, waren nicht so drin." Der 56-Jährige gestand: "Elversberg hat uns am Leben gehalten."
Neben den zahlreichen vergebenen Konterchancen meinte Schwartz damit sicherlich auch den Elfmeter in der Nachspielzeit, ein auf dem Silbertablett servierter Matchball für die SVE. Doch Jannik Rochelt scheiterte an "Krake-Kolke". Wahid Faghirs Nachschuss-Tor kassierte Schiedsrichter Robert Kampka nach Video-Studium wieder ein, da der Däne zu früh in den Strafraum gelaufen war. Dennoch sprach zu diesem Zeitpunkt eigentlich nichts mehr für Rostock.
Rostock mindestens bis Sonntag Tabellenführer
Doch dann kam Perea: Der Kolumbianer behielt im Getümmel vor SVE-Keeper Nicolas Kristof den Überblick und stocherte den Ball zum 1:1 in die Maschen (90+10.). Kurz darauf war der Wahnsinn perfekt, als der Stürmer einen Ball aus rund 16 Metern unhaltbar in die Maschen (90+13.) bugsierte! Spiel gedreht! Der ansonsten kritische Schwartz frohlockte, dass seine Jungs bis zum Ende an sich geglaubt haben und sprach daher ein "Riesenlob trotz der nicht so guten Leistung" aus.
Durch diesen Last-Minute-Sieg schwebt Hansa weiter auf der Erfolgswelle. Die Schwartz-Elf ist nicht nur seit saisonübergreifend acht Spielen ungeschlagen, sondern durfte in diesem Zeitraum sieben Siege feiern! Zur Belohnung grüßt Rostock zumindest für eine Nacht von der Tabellenspitze. Am morgigen Sonntag kann Hansa nur vom Sieger der Partie zwischen dem Karlsruher SC und dem Hamburger SV vom Platz an der Sonne verdrängt werden.