Harte Worte von Lieberknecht: "Fühle mich im Stich gelassen"

Nach dem überzeugenden Auftritt in der Vorwoche gegen den 1. FC Nürnberg wollte Darmstadt 98 heute Nachmittag bei der SV Elversberg eigentlich den ersten Sieg der neuen Zweitligasaison eintüten. Das Vorhaben wurde aber zum Rohrkrepierer und es wurde eine der schlechtesten Leistungen der jüngeren Vereinsgeschichte.

"Katastrophaler und schrecklicher Auftritt"

So ganz wusste niemand im Darmstädter Tross, wo er ansetzen sollte. Wohin man auch sah, blickte man in ratlose Gesichter. Keiner konnte fassen, was da gerade auf dem Rasen passiert war. Wie die Lilien am Ring durch die Elversberger Manege gezogen wurden. Keiner erreichte auch nur annähernd Normalform. Keiner. Zu allem Überfluss, so ehrlich muss man sein, mit dem 0:4 waren die Hessen noch gut bedient. Selbst Trainer Torsten Lieberknecht rang um Worte: "Ich habe den Jungs das Vertrauen geschenkt, aber sie haben das nicht gerechtfertigt. Schon nach ein paar Sekunden haben sie gezeigt, dass sie überhaupt nicht im Spiel waren." Er führte weiter aus: "Das war ein katastrophaler und schrecklicher Auftritt von uns."

Die eigentliche Idee, an das Nürnberg-Spiel anzuknüpfen, ging voll in die Hose, weshalb sich der Übungsleiter auch ganz bewusst nicht vor seine Mannschaft stellte, sondern diese in die Pflicht nahm: "Ich dachte, dass die Jungs Selbstvertrauen mitgenommen vom Nürnberg-Spiel. Wir waren aber nicht euphorisch geworden. Ich fühle mich von der Mannschaft komplett im Stich gelassen."

Fehlende Einstellung wurde schon mit Anpfiff offensichtlich

Nicht nur dem Trainer, auch den Spielern ging es so, dass sie die hohe Klatsche nicht einfach so hinnehmen konnten. Marcel Schuhen befand gar, dass eine noch höhere Niederlage im Rahmen des Möglichen gewesen wäre: "Wir haben ein desaströses Spiel abgeliefert. Von der ersten bis zur letzten Minute. Über das Ergebnis können wir am Ende sogar noch glücklich sein." Zudem prangerte er die komplett fehlende Einstellung an, die schon mit dem Anpfiff offensichtlich wurde: "Vor der Pause haben wir gefühlt überhaupt keinen Zweikampf gewonnen, der Gegner hatte nach 15 Sekunden schon die erste dicke Chance." Lilien-Kapitän Clemens Riedel befand gar, man habe "keinen Herrenfußball gespielt und wurde einfach ausgespielt".

Zum Glück für Darmstadt steht nun erst einmal die Länderspielpause an. Somit hat die Mannschaft eine Woche mehr Zeit, um sich zu sortieren und das Geschehene zu verarbeiten. Laut Schuhen müsse man "schnell lernen und den Hebel umlegen". Zudem müsse man schauen, wer dem enormen Druck gewachsen ist: "Ich hoffe, dass die Laberei jetzt aufhört. Wir müssen es auf den Platz bringen. Es ist egal, ob jemand 17 oder 37 Jahre alt ist. Man muss wissen: Wer kann die Situation bewältigen und wer kann es nicht?" In zwei Wochen kommt die bisherige Schießbude der Liga – Eintracht Braunschweig – ans Böllenfalltor. Elversberg muss dann nach Fürth.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"