Kadercheck Sandhausen: Es geht einmal mehr ums Überleben

Die Saison 2015/16 rückt allmählich näher und auch beim SV Sandhausen stecken alle Akteure mitten in der Vorbereitungsphase. Die Kurpfälzer stehen vor ihrer vierten Saison in der Zweiten Liga und dürften auch in diesem Jahr nur den Klassenerhalt als oberstes Ziel ausrufen. Bereits in ihren ersten drei Jahren im Unterhaus zählten die Sandhäuser zu den Außenseiter und ein Blick aus das namhafte Tableau der neuen Spielzeit lässt da wenig Besserung aus Sicht des SVS erhoffen.

Über die starke Defensive zum Erfolg – Abwehrverbund nahezu unverändert

Aber schon in den letzten beiden Jahren, nachdem eigentlichen sportlichen Abstieg 2013, der durch den Lizenzentzug des MSV Duisburg verhindert wurde, bewiesen die Kraichgauer das sie durchaus das Zeug zu einem soliden Zweitligisten haben. Trotz Punktabzug schafften sie es vor wenigen Wochen zum zweiten Mal in Folge den 12. Tabellenplatz zu erreichen und eine Saison ohne größere Abstiegsängste zu absolvieren. Nach durchwachsenem Start standen das Team um Trainer Alois Schwarz in der Rückrunde immer über den Abstiegsrängen. Wichtiger Faktor war dabei einmal mehr die stabile Defensive, die nur 37 Tore zuließ, 2014 waren es sogar nur 35 gewesen. Genau von diesem Punkt soll auch weiterhin die Stärke des Teams ausgehen. Die Innenverteidigung blieb, wohl auch aus diesem Grund unverändert. Florian Hübner, Daniel Schulz, Tim Kister und Seyi Olajengbesi sollen es auch weiterhin jedem Gegner schwer machen, das Tor des SVS zu erreichen. Denn dort wartet womöglich das erste Problem.

Rückhalt Riemann hinterlässt Lücke – Defensive Außenbahnen neu besetzt

Gegnerische Angreifer hatten bisher mit Manuel Riemann eine weitere Hürde zu überwinden, um zum Torerfolg zu kommen. Den Keeper hat es nun jedoch zum VfL Bochum gezogen und sein Abgang hinterlässt eine Lücke zwischen den Pfosten. Nomineller Nachfolger ist Marco Knaller, der mit Rückkehrer Philipp Kühn und Michael Hiegl das Torwartgespann bilden wird. Doch ob auch er eine derartige Sicherheit ausstrahlen kann, bleibt abzuwarten. Auch auf den defensiven Außenbahnen müssen sich die Zuschauer im Hardtwaldstadion an neue Gesichter gewöhnen. Besonders die rechte Seite, auf der Lukas Kübler (zum SC Freiburg) und Marc Pfertzel (Karriereende) unterwegs waren, ist komplett neu besetzt. Dort werden sich künftig die Neuzugänge Philipp Klingmann (Karlsruher SC) und Nico Hammann (1.FC Magdeburg) duellieren. Auf der Gegenseite hat Rekordspieler Timo Achenbach nach drei Jahren keinen neuen Vertrag bekommen und soll nun durch Damian Roßbach (FSV Mainz 05), sowie Leart Paqarada, der bereits einige Einsätze hatte, ersetzt werden.

Breites Zentrum sorgt für Sicherheit – Probleme auf den Flügeln

Ein wichtiger Faktor der starken Abwehrarbeit war zuletzt auch das defensive Mittelfeld. Denis Linsmayer und Kapitän Stefan Kulovits, sowie Kevin Kratz dienten als starke Abräumer und bleiben dem SV Sandhausen erhalten. Mit Steven Zellner ist ein weiterer Sechser wegen eines Kreuzbandrisses wohl noch bis ins nächste Jahr außer Gefecht. Das Zentrum der Kraichgauer ist zudem auch im offensiveren Bereich recht breit aufgestellt. Die Neuzugänge Erik Zenga (Preußen Münster) und Dominik Stolz (SpVgg Bayreuth) und der wieder genesene Robert Zillner (nach Kreuzbandriss) ergänzen Alexander Bieler im Kreativbereich und bieten Trainer Alois Schwarz mehrere Optionen. Problematisch ist die Situation jedoch auf den Flügeln, wo auf der rechten Seite Manuel Stiefler (Kreuzbandriss) noch eine Weile fehlen wird und in den Testspielen bislang hauptsächlich Moritz Kuhn zum Einsatz kam, der in der abgelaufenen Spielzeit hauptsächlich Teil der zweiten Mannschaft war. Möglich das an dieser Stelle jedoch nominelle Stürmer aushelfen werden oder der Verein nochmals auf dem Transfermarkt aktiv wird. Nur wenig besser ist die Situation auf der gegenüberliegenden Seite wo Marco Thiede aktuell ziemlich allein auf weiter Flur ist. Erik Schaaf, nominell eher Verteidiger, hilft jedoch bislang in den Testspielen aus und präsentiert sich mit guten Leistungen.

Variantenreicher Sturm gegen die Torflaute

Was die defensive Stabilität in Sandhausen möglich gemacht hätte, wenn vorne die Torgefahr größer gewesen wäre? Man kann nur spekulieren. Möglicherweise würde eine größerer Faktor in der Offensive auch bewirken, dass hinten weniger Sicherheit herrscht. Fakt ist jedoch: 32 Tore schoßen die Kurpfälzer in der abgelaufenen Saison, im Jahr davor gar nur 29. Das soll sich endlich ändern und dafür wurde José Pierre Vunguidica (Wehen Wiesbaden) verpflichtet. Er soll gemeinsam mit Andrew Wooten, Aziz Bouhaddouz und Routinier Ranisav Jovanovic einen ligatauglichen Sturm bilden. Gut möglich, dass Vunguidica und Wooten dabei auch als Flügelspieler agieren und beispielsweise einen Zielstürmer wie Jovanovic bedienen sollen. Die Hoffnung ist jedenfalls mit den treffsichersten Leuten der Vorsaison – Bouhaddouz traf neunmal, Wooten achtmal – sowie Erfahrung (Jovanovic) und neuem Wind (Vunguidica) mehr Druck nach vorne zu entwickeln. Von René Gartler, der sich in der Liga nicht durchsetzen konnte, Nicky Adler und Solomon Okoronkwo hat sich der SVS dagegen getrennt. Auch bei Bouhaddouz ist die Situation schwierig, da aktuell einige Vereine interessiert sein sollen und er (Vertrag bis 2016) wohl ein letztes Mal Ablöse generieren könnte. Möglich also, dass sich im Sturm der Kraichgauer noch was tun wird.

Fazit: Der SV Sandhausen steht vor einer weiteren schwierigen Saison bei der es von vornherein nur gegen den Abstieg gehen wird. Dennoch dürfte es dem Team nicht an Selbstvertrauen mangeln und die letzten beiden Jahre haben bewiesen zu was der SVS fähig ist. Schaffen es die Kurpfälzer weiterhin aus einer stabilen Abwehr heraus zu Erfolgen zukommen, könnte einmal mehr eine gute Platzierung herausbringen. Knackpunkte können jedoch vor allem die recht dünn besetzte Offensive und der Wechsel im Tor sein. Es bleibt abzuwarten, ob sich auf diesen Positionen bis zum Start noch etwas tun wird.

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