Kiel nach Klatsche im falschen Film: "Störche“ statistisch an der Spitze
Holstein Kiel erlebte beim FC St. Pauli buchstäblich einen falschen Film: Statistisch hätten die "Störche“ das Millerntor als neuer Spitzenreiter verlassen müssen, traten allerdings nach der 1:5-Klatsche stattdessen konsterniert mit der höchsten Pleite seit mehr als einem Jahr im Gepäck die Heimreise an.
Rapp: Werte für Torwahrscheinlichkeiten "Wahnsinn“
"Die Statistik ist Wahnsinn“, haderte KSV-Coach Marcel Rapp nach Spielende auf der Pressekonferenz wegen der ermittelten Trefferwahrscheinlichkeit von St. Paulis Chancen mit den vier im wahrsten Sinne des Wortes Sonntagsschüssen der Hausherren.
Auch Kiels Kapitän Philipp Sander fühlte seine Mannschaft unter Wert geschlagen: "Vier solcher Traumtore kassierst Du nicht jedes Wochenende und schießt Du auch nicht jedes Wochenende.“
Tatsächlich erstaunte mindestens die Höhe des Sieges für die Hausherren. Für alle Chancen der Hamburger zusammen ergab die Summe der Torwahrscheinlichkeit (expected goals=xG) nicht einmal einen Treffer (0,96). Kiels Vergleichszahl hingegen betrug 1,34.
Hätte sich die Statistik bewahrheitet, wäre Kiel durch seinen dritten Sieg in Serie zum Tabellenführer vor Fortuna Düsseldorf und dem Hamburger SV avanciert. In der tristen Wirklichkeit jedoch müssen die „Störche“ ihre schlimmste Niederlage seit dem 2:7-Desaster im August vergangenen Jahres beim SC Paderborn verdauen. "Tore“, meinte Rapp zur paradoxen Situation, "Tore geben Spielen eine Richtung.“
Chancenverwertung nicht das einzige Problem
Doch der 44-Jährige hatte für das Heimspiel am Sonntag gegen den wiedererstarkenden Bundesliga-Absteiger Hertha BSC noch mehr Handlungsbedarf als lediglich die Steigerung der Effizienz bei Torgelegenheiten ausgemacht: "Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir nicht gut im Rausstechen waren. Wir haben die Gegner immer aufdrehen lassen. Warum sind die Zwischenräume so frei? Warum sind wir in Ballbesitz nicht gut gewesen? Wieso kommen wir aus dem Druck nicht raus?“
Unabhängig von den Antworten jedoch erwartete Rapp vor der Abfahrt nach Kiel eine rechtzeitige Erholung seiner Mannschaft von der Abfuhr an der Alster: "Das wird uns nicht umwerfen.“