Ruth Hofmann: "Dann wäre Darmstadt zu 99 Prozent durch"
Am Samstag (20:30 Uhr) bestreiten der SV Darmstadt 98 und der Hamburger SV das Spitzenspiel des 22. Spieltags. Der Tabellenführer trifft auf den ersten Verfolger. Moderiert wird die Partie auf "Sport1" von Ruth Hofmann. Im Interview mit liga2-online.de spricht sie im Vorfeld über die Auswirkung im Aufstiegskampf, Emotionen und Pannen im Live-TV und "verrückte" Prognosen.
"Das ist das ultimative Spitzenspiel"
Guten Tag, Frau Hofmann. Wir sind schon mitten in der Rückrunde, und am Samstag (20:30 Uhr) treffen mit Darmstadt und Hamburg die beiden formstärksten Teams aufeinander. Noch dazu Erster gegen Zweiter. Geht noch mehr Spitzenspiel?
Ruth Hofmann: Nein, das ist das ultimative Spitzenspiel! Zum ersten Mal in dieser Saison treffen der Erste und der Zweite überhaupt aufeinander. Es ist großartig, dass wir von "Sport1" live vor Ort sein und das begleiten dürfen. Für meine TV-Crew und mich als Moderatorin ist das ein Meilenstein wie damals das Aufstiegsspiel Schalke gegen St. Pauli, das werde ich nie vergessen.
Darf man behaupten, dass der Sieger der Partie am Ende aufsteigt?
Hofmann: Das ist noch schwierig. Ich glaube aber, dass die nächsten beiden Spiele absolut richtungsweisend für Darmstadt sein werden. Denn nach dem HSV geht es gegen Heidenheim. Da könnten sie mit zwei Siegen wirklich davonziehen, und dann wären die Lilien vermutlich schon zu 99 Prozent durch. Für die Hamburger würde ich das noch nicht ganz so sagen, aber sie sind beide einfach in einer guten Ausgangsposition.
Darmstadt hatte in der Saison viel Verletzungspech, der HSV kam in der Vergangenheit nicht immer unfallfrei durch den Frühling. Wer wird den beiden Teams noch richtig gefährlich?
Hofmann: Ich halte die beiden Teams insgesamt für die aussichtsreichsten Kandidaten. Im Vorfeld der Saison habe ich gesagt, dass der HSV dieses Mal reif genug ist, und er bestätigt das auch. Sie spielen ihre beste Zweitliga-Saison. Das Team ist gewachsen, auch was Einstellung und Willen betrifft. Und Darmstadt ist sowieso total beeindruckend, sie haben schließlich nur am 1. Spieltag verloren. Dabei hatten sie gerade in der Defensiven große Ausfälle - und stellen trotzdem die stärkste Abwehr. Sie behaupten sich relativ ruhig an der Spitze. Ob jemand noch "richtig" gefährlich werden kann, liegt bei beiden Teams in der jeweils eigenen Hand.
"Im Live-TV kann immer etwas schiefgehen"
Als Moderatorin ist man praktisch an der Grasnarbe dran. Wie intensiv wird es am Spielfeldrand vor so einer Partie?
Hofmann: So nah am Spielfeldrand erlebe ich das tatsächlich intensiver. Du bekommst alle Emotionen mit. Von der Trainerbank, vom Rasen, von den Rängen. Ich genieße das total. Nur teilweise ist es wirklich wahnsinnig kalt, wir sitzen im Winter mit dicken Decken am Rand (lacht). Du bist auch allen Witterungen ausgesetzt. Ich kann diese Atmosphäre insgesamt immer sehr gut aufnehmen und freue mich auf meine Stadiontour. Es ist ein Privileg, jeden Samstag in einem Top-Stadion zu sein.
Einige Kolleginnen und Kollegen wurden im Live-TV auch schon mal böse vom Ball erwischt. Nimmt man solche Erfahrungen als Feuertaufe mit?
Hofmann: Im Live-TV kann immer etwas schiefgehen. Man muss da einfach flexibel bleiben. Martin Harnik und mir ist das einmal in einer Halbzeitanalyse passiert, dass die Wassersprinkler mittendrin angingen. Da mussten wir wirklich schnell zur Seite gehen, weil wir sonst klatschnass gewesen wären. Die Moderationskarten sowieso. Aber um ehrlich zu sein: Davon lebt diese Live-Berichterstattung, dass du da nicht alles planen kannst.
Zwischen der Moderatorin und einer Kommentatorin eines Spiels ist ja nochmal ein Unterschied. Wie bereiten Sie sich auf Ihren Tag vor und wie läuft das ab?
Hofmann: Auf den einschlägigen Seiten bin ich sowieso unterwegs, um mich immer über den Alltag zu informieren. Zum Ende einer Woche bekomme ich dann den Ablaufplan vom Sendeleiter, den wir auch gemeinsam besprechen. Ich bereite mich auf Interviewpartner, Einspieler und weitere Elemente vor. Und dann schreibe ich mir meine Moderationen. Die sind eine Stütze, weil man live vor Ort flexibel bleiben muss, wie wir schon gelernt haben. Um 17:30 Uhr treffen wir uns dann als Crew, wie machen die Ablaufbesprechung und die Probe, dazu noch die Maske und die technische Probe. Ab 19:15 Uhr sind wir dann im Stand-by und legen um 19:30 Uhr los.
"Riesenaufholjagd von St. Pauli könnte sein"
Der Kollege Oliver Forster saß vor der Saison bei uns auf dem heißen Stuhl und prophezeite dem 1. FC Kaiserslautern eine gute Saison. Welche "verrückte" Prognose stellen Sie noch für die restliche Spielzeit auf?
Hofmann: Da sieht man mal wieder das große Expertenteam bei "Sport1" (lacht). Ich hoffe auch noch auf ein Top-Spiel am Betzenberg für mich, weil ich persönlich finde, dass Lautern dieser Liga extrem gut tut. "Verrückt" wäre ja, wenn sie es noch auf den Relegationsrang schaffen. Das einzige was sonst noch sein könnte, ist eine Riesenaufholjagd vom FC St. Pauli - das prognostiziere ich jetzt zumindest mal. Ansonsten wird sich das Verrückte im Abstiegskampf zusammenbrauen, weil dort einfach noch gar nichts ausgemacht ist.
Und zum Abschluss noch etwas abseits vom Fußballplatz: Man braucht den Kopf auch mal für andere Dinge, bei Ihnen ist es die Musik. Wie ist das als Chart-Stürmerin?
Hofmann: Ich war sogar mal eine richtige Mittelstürmerin in meinem Heimatverein. Nur hat sich da relativ früh herausgestellt, dass das nicht meine Karriere werden wird. Aber ja, die Musik ist meine zweite große Leidenschaft. Ich habe schon immer viel gemacht - Instrumente gespielt, Klavier gespielt und ich singe. Ich schreibe auch eigene Songs und habe auch schon einige veröffentlicht. In letzter Zeit habe ich das ein bisschen hinten angestellt, aber gerade aktuell habe ich wieder große Lust, da etwas zu machen. Und ich hätte natürlich nichts dagegen, mal selbst ein Stadion mit meinen Gästen füllen (lacht). Wenn sich das irgendwann mal ergibt, dann gebe ich nochmal Bescheid.