Nach Krawallen in Paderborn: Hansa zieht erste Konsequenzen
"Erhebliche Konsequenzen" hatte Hansa-Vorstandschef Robert Marien nach den Krawallen von Teilen der eigenen Fans beim Auswärtsspiel in Paderborn am vergangenen Freitag angekündigt. Nun ließ Hansa den Worten erste Taten folgen. Darüber hinaus sind im Ostseestadion während der Winterpause als Reaktion auf die Vorfälle beim Spiel gegen Schalke "erhebliche" Umbauarbeiten geplant.
Hansa will Randalierer ausschließen
Sei sei durch "nichts zu entschuldigen", die "blinde und völlig sinnlose Zerstörungswut, die Gewalt gegenüber Menschen und der unkontrollierte Einsatz von pyrotechnischen Erzeugnissen", macht Hansa in einer am Mittwochabend verschickten Stellungnahme deutlich. Und weiter: "Der F.C. Hansa Rostock distanziert sich in aller Schärfe von Gewalttätern und wird alles Mögliche unternehmen, solche Personen nachhaltig aus dem Stadion und aus dem Verein auszuschließen. Personen, die ihre kriminellen Handlungen über das Wohl des Vereins stellen, werden beim F.C. Hansa Rostock nicht geduldet und auch nicht geschützt."
Der F.C.H. werde nicht zulassen, dass Personen unter dem Deckmantel des Vereins ihr Handeln über etwas viel Größeres stellen – nämlich über den F.C. Hansa Rostock. Hansa werde nicht zulassen, "dass Personen mit ihren inakzeptablen, unentschuldbaren und nicht nachvollziehbaren Handlungen alles einreißen, was Mitglieder, Fans, Partner, Mitarbeiter, Mannschaft und Vereinsgremien in den vergangenen Jahren mühevoll und mit viel Kraftanstrengung aufgebaut haben". Für diese Personen werde im Ostseestadion und vor allem im Verein kein Platz sein.
Ticket-Einschränkung und Choreo-Verbot
Gleichzeitig hat die Kogge wie angekündigt erste Konsequenzen beschlossen. So wird es vorerst eine deutliche Einschränkung bei der Vergabe von Karten für Auswärtsspiele geben. Heißt konkret: Für die anstehenden Auswärtspartien im Februar 2024 bei Hannover 96 und beim VfL Osnabrück werden ausschließlich Vereinsmitglieder erhalten. Zudem wird jede Person nur ein Ticket kaufen können. "Sollten die für diese beiden Spiele zur Verfügung gestellten Kontingente nicht verbraucht sein, erfolgt ein Einzelverkauf nur an registrierten Nutzer, deren komplette Daten vorliegen." Dass die Maßnahme noch nicht für das Auswärtsspiel in Nürnberg greift, hängt damit zusammen, dass der Vorverkauf für diese Partie bereits vor mehreren Tagen gestartet wurde.
Nach den beiden Auswärtsspielen will der Hansa darüber entscheiden, ob die eingeführte Maßnahme bis zum Saisonende auf Bewährung ausgesetzt werden kann. Ausgenommen von der Bewährung ist das Auswärtsspiel beim F.C. St. Pauli – für diese Partie sollen die strengeren Verkaufsregeln gelten. Für die Heimspiele gilt derweil bis Ende März ein komplettes Choreo-Verbot. Der F.C. Hansa behält sich vor, diese Frist bei weiteren Vorfällen zu verlängern.
Bei der Polizei hat die Kogge zudem die bisherigen Personen-Identifizierungen abgefragt, um auf dieser Grundlage Stadionverbotsverfahren einzuleiten und umzusetzen. Nach derzeitigem Kenntnisstand wurden durch die Behörden mehrere Ermittlungsverfahren wegen schwerem Landfriedensbruch und Körperverletzung eingeleitet. Bei erfolgreichen Identifizierungen im Zusammenhang mit den Ausschreitungen und Körperverletzungen kündigt der F.C. Hansa folgendes Vorgehen an: Ein Stadionverbot von mindestens 3 Jahren (dies entspricht der Maximalstrafe bei Ersttätern), Umlage des finanziell entstandenen Schadens bei einer zu erwartenden DFB-Strafe, sofortiger Vereinsausschluss bzw. bei Nicht-Mitgliedschaft wird das Anrecht auf eine Vereinsmitgliedschaft beim F.C. Hansa Rostock verwehrt.
Umbauarbeiten im Ostseestadion geplant
Auch aus den Vorfällen beim Heimspiel gegen Schalke 04, als Gäste-Anhänger eine Scheibe im Gästeblock zerstört hatten und in den Pufferbereich vorgedrungen waren, hat Hansa nun Konsequenzen gezogen. So wurde gegen die Personen, die von der Südtribüne in den Pufferbereich eingedrungen waren, wegen entsprechenden Anfangsverdachts des Landfriedensbruchs ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen die Personen will der F.C. Hansa Rostock ein Stadionverbotsverfahren einleiten und mögliche Strafen durch den DFB auf die ermittelten Täter umlegen. Darüber hinaus wird es in der Winterpause erhebliche bauliche Maßnahmen im Ostseestadion geben. Diese umfassen derzeit insgesamt elf Veränderungen:
- Die äußere Umfriedung erhält weitere Sicht- und Schutzwände. Diese sollen vor möglichem Bewurf und Beschuss durch Pyrotechnik schützen sowie das Übersteigen in andere Tribünenbereiche verhindern.
- Auf dem Parkplatz hinter der Süd-Tribüne wird im Bereich zum Gästeblock eine weitere Zauntrennung installiert und damit die bisher mit sogenannten "Hamburger Gittern" mobile Zaunlösung ersetzt. Die festinstallierte Anlage wird eine deutlich erhöhte Widerstandsfähigkeit bei möglichen Problemlagen bringen.
- Zwischen der Süd-Tribüne und dem Gästebereich wird es eine weitere, festverankerte - an markanten Stellen bis zu 4 Meter hohe - Zauntrennung geben. Dieser Zaun wird zudem mit "Lochblech" verkleidet, um ein Übersteigen zu verhindern und die Sichtbeziehungen unter den Fanlagern einzugrenzen.
- Es wird ein weiteres und somit dann drittes Fangnetz zwischen der Süd-Tribüne und dem Gästebereich installiert. Damit soll das Überklettern des ersten Trennzaunes im Block 22/22A erheblich erschwert und zudem ein effektiverer Schutz bei gegenseitigem Pyrobeschuss geschaffen werden.
- In diesem Zusammenhang werden im Bereich des Hauptfangnetzes weitere Blechvorrichtungen zur Dachkonstruktion hin angebracht. Diese sollen ein "Überschießen" der Fangnetze verhindern.
- Der bisherige Trenn-Überschritt zwischen Süd-Tribüne und Gästebereich wird um ca. 50 cm erhöht, um Übertretungen zu verunmöglichen. Außerdem wird die bisherige bauliche Anlage in Richtung Innenraum erweitert.
- In den Pufferbereichen werden für den Ordnungsdienst und die Einsatzkräfte der Polizei Verbesserungen im Bereich der Trittstufen vorgenommen. Diese sollen verbreitert werden, um die Beweglichkeit der Einsatzkräfte in diesem Bereich zu erhöhen.
- Es werden Vorkehrungen und Fixpunkte verankert, durch die Polizei- und Ordnungsdienstkräfte zukünftig über den Stadioninnenraum in den Pufferbereich gelangen können. Damit ist ein deutlich schnellerer Zugriff möglich und eine Verringerung der Einsatzkräfteforderung bei der Zuführung.
- Die Sektorenbereiche im Bereich der Promenade, die bisher die Süd-Tribüne und den Gästebereich trennen, werden präventiv durch ein zweites massives Rolltor verstärkt. Noch ist es in diesem Bereich zwar zu keinen erweiterten Durchbruchsversuchen gekommen, mit dieser Maßnahme soll aber möglichen Handlungsversuchen bereits vorgebeugt werden. Das vorhandene Rolltor wird zusätzlich massiv durch weitere Stahlträger verstärkt.
- Im Wirtschaftsbereich unterhalb der Süd-Tribüne, in dem Fahrzeuge und Material gelagert werden, wird geprüft, ob und wie die vorhandenen Zaunanlagen verstärkt werden können.
- Zusätzlich wird die Sicherheitsinfrastruktur zwischen der Ost-Tribüne und dem Gästeblock angepasst. Hier werden diverse Schutzbleche und Sichtschutzvorrichtungen angebracht, um Zuschauer auf beiden Seiten zu schützen.