Nürnberger Erfolgsserie findet unerwartetes Ende

„Der Club is a Depp!“ Diese allseits beliebte Stammtischparole fand am vergangenen Wochenende einmal wieder, und auch völlig zurecht, Verwendung. Nach 18 Spielen ohne Niederlage in Folge, musste der 1. FC Nürnberg wieder eine Schlappe hinnehmen. Und das gerade gegen den Tabellenletzten vom MSV Duisburg. Und das gerade noch im heimischen Stadion, in dem der FCN in den vergangenen Monat schier unbezwingbar schien.

1:2 hieß es somit am Ende aus Sicht der Mittelfranken – und der Club war wieder einmal der „Depp“. Aber von Anfang an: Im Gegensatz zum Spiel beim FSV Frankfurt (3:0) sah sich Cheftrainer René Weiler nicht dazu genötigt, seine Anfangsformation zu ändern. Das Spiel gegen den MSV sollte jedoch alle positiven Erinnerungen an die vergangenen Partien verpuffen lassen.

Die Heimelf nahm gleich zu Beginn das Heft in die Hand und trumpfte mit ballbesitzorientiertem Fußball auf. Die Duisburger hingegen, standen meist in der eigenen Hälfte und konzentrierten sich auf die Arbeit in der Defensive. Bis zehn Minuten vor der Pause waren die Mittelfranken die klar überlegene Mannschaft. Die gut 40.000 Fans, die aufgrund der überzeugenden Vorwochen wieder einmal den Weg in das Grundig Stadion gefunden hatten, konnten anschließend ihren Augen kaum trauen.

Abwehrverhalten beim Gegentreffer desolat

Der einzige Spieler, der bereits einmal in den Vorminuten auf das Nürnberger Tor geschossen hatte, Kevin Wolze, war es auch, der die zu diesem Zeitpunkt überraschende Führung für den MSV Duisburg erzielen konnte. Nachdem ein verunglückter Schussversuch durch Dave Bulthuis, der in der späteren Phase des Spiels noch für einen filmreifen Moment sorgte, genau vor die Füße von ebenjenen Wolze geklärt wurde, konnte der Linksaußen zum 1:0 für die Gäste einschieben.

Besonders hervorzuheben ist dabei die desolate Abwehrhaltung des „Clubs“. Erst klärt Bulthuis per Grätsche genau vor die Füße von Wolze, der dann erst Ondrej Petrak schulbubenmäßig ins Leere laufen ließ und anschließend auch noch Glück hatte, dass sein Schuss von dem Tschechen unglücklich abgefälscht wurde und ins Tor hoppelte. Beim Gegentor sah auch der zuletzt so starke FCN-Schlussmann Patrick Rakovsky weniger gut aus. Die Duisburger hatten im Anschluss sogar Oberwasser, es ging aber mit einem 1:0 in die Pause.

Hallo-Wach-Effekt nach dem 0:2

Die Mittelfranken mussten nun offensiver agieren, taten dies auch, und boten dem Gast von der Wedau dadurch zwei dicke Kontermöglichkeiten, die die „Zebras“ jedoch vorerst ausließen. Kurz darauf war es aber so weit: Der MSV schockte das fränkische Publikum und ging mit 2:0 in Front. Dabei prophezeiten die Nürnberger abermals ein desolates Abwehrverhalten. Nach einem Eckball der Gäste wurde der Ball von Georg Margreitter im eigenen Sechzehner vor die Füße von Steffen Bohl befördert, der das Spielgerät aus kurzer Distanz in die Maschen drosch.

Zwei Minuten später konnte der FCN den Anschlusstreffer verbuchen. Nach einem abgeblockten Schussversuch von Kapitän Miso Brecko war es Tim Leibold, der sich aus gut 20 Metern ein Herz nahm und Richtung Tor abzog. Der Ball trudelte an Freund und Feind vorbei und landete schlussendlich in dem von Michael Ratajczak gehüteten Gehäuse. Anschließend ging ein wahrer Ruck durch die Mannschaft von René Weiler.

Wie schon in den vergangenen Wochen zündeten die Akteure auf dem Rasen ein Offensiv-Feuerwerk in der letzten halben Spielstunde ab. Nachdem der Ausgleich dem „Club“ verwehrt blieb, bildeten sich für die Duisburger Chancen zum kontern. Aber auch diese Gelegenheiten blieben ungenutzt, so dass der MSV Duisburg, auch dank einer bockstarken Leistung von Schlussmann Ratajczak einen nicht unverdienten Auswärtssieg einfahren konnte. Neben dem schwachen Auftritt der Nürnberger sind darüber hinaus zwei besondere Spielaktionen hervorzuheben.

Die wohl dümmste Rote Karte der Saison

Erst fing sich Tim Leibold, nach einem Foul an Giorgi Chanturia innerhalb von drei Minuten die Gelb-Rote Karte ein, und anschließend sorgte der in der vergangenen Saison noch als Fehleinkauf abgestempelte Dave Bulthuis für Negativ-Schlagzeilen. Nachdem der Niederländer von Tim Albutat regelwidrig zu Fall gebracht wurde, brannten bei dem niederländischen Heißsporn die Sicherungen durch. Erst schubste er Bulat, um ihm danach mit eine aus seinen Händen geformten Pistole an den Kopf zu halten. Wie lange der Innenverteidiger aufgrund dieser völlig sinnfreien Aktion fehlen wird, ist noch unklar – der DFB-Kontrollausschuss ermittelt derzeit noch.

Auch Chefcoach Weiler war im Anschluss an die Partie sichtlich bedient. „Wir hatten von Beginn an unsere Möglichkeiten, aber Duisburg hat gut dagegengehalten.“ Laut dem Schweizer nahmen die Gäste „nicht unverdient“ den Dreier mit nach Hause. Der 42-Jährige betonte, dass es nicht an der Einstellung gelegen hat, es aber nach wie vor „einiges gibt, das man besser machen kann“. In Bezug auf Bulthuis ließ der sonst so besonnene Schweizer seinem Frust freien Lauf: „Das ist auch für mich als Trainer nicht toll, wenn man Leute führt und sie so eine Geste machen.“

Hovland und Blum in Karlsruhe von Beginn an

Und weiter: „Bei allem Respekt in der heutigen Zeit. Es gibt gewisse Gesten, die gehen einfach nicht. Das ist immer noch Sport.“ Am kommenden Samstag steht das wichtige Duell beim Karlsruher SC auf dem Plan. Für die Badener geht es nur noch um die goldene Ananas, was durchaus ein Vorteil für den „Club“ sein könnte.

Für die gesperrten Bulthuis und Leibold werden aller Voraussicht nach Even Hovland und der zuletzt starke Danny Blum in die Anfangsformation rutschen. Vor allem Letztgenannter kann nun beweisen, dass er nicht nur als Einwechselspieler einen Nutzen für den 1. FC Nürnberg hat und sich nachhaltig für höhere Aufgaben empfehlen.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"