Pyro-Einsatz in Hamburg: Was sich die Ultras erhoffen

Bevor der Ball am Samstag im Volksparkstadion rollt, wird erstmals im deutschen Profifußball eine Pyroshow ganz offiziell vor dem Match gezündet. In Zusammenarbeit mit dem Verein und sämtlichen Behören setzte sich die Hamburger Ultra-Gruppe 'Castaways' für diese Aktion ein, die ein Umdenken beim Einsatz von Pyrotechnik im Stadion einleiten soll.

Erster offizieller Einsatz

Es qualmt, es stinkt und es gefährdet Leute. Das sind die wesentlichen, wenn nicht gar essenziellen Gründe, die gegen den Einsatz von pyrotechnischen Gegenständen in den gut gefüllten Stadien sprechen. Selbst hartgesottenste Verfechter von Pyrotechnik dürfte klar sein, dass besonders der letzte Punkt, die Gesundheitsgefährung, die Diskussion immer wieder beschäftigen wird. Dabei hilft es auch nicht, dass der Einzelne sich vielleicht mit dem Gefahrengut auskennt - wenn sich im Fanblock selbsternannte Experten als Laien im Umgang mit Pyrotechnik entpuppen, kann es immer gefährlich werden.

Deshalb setzte sich jetzt die Hamburger Ultra-Gruppe 'Castaways' für einen kontrollierten Einsatz von Pyrotechnik in Zusammenarbeit mit Verein, Feuerwehr, Polizei und Brandschutzbehörde ein - und bekam die Ausnahmegenehmigung, dass am Samstag vor dem Match des HSV gegen den Karlsruher SC ein solcher Einsatz bewilligt wurde. Das Ziel der Ultras ist klar: "Es ist nicht Pyrotechnik, die hinterfragt werden sollte, sondern der Umgang seitens des DFB mit der Thematik. Die Verteilung der Strafen durch den DFB verläuft dabei bis heute äußerst willkürlich. Dies hat sich auch durch den vom DFB selbst eingeführten Strafenkatalog nicht geändert."

Kompromiss für beide Seiten

Monatelang habe man sich deshalb vorbereitet, Planungen und Testdurchläufe immer wieder mit den Parteien abgesprochen. Zum Einlauf der Mannschaften dürfen nun zehn zertifizierte Rauchtöpfe von den Ultras abgebrannt werden, die der Allgemeinheit aufzeigen soll, wie "ein möglicher legaler Einsatz von Pyrotechnik funktionieren kann". Bei den zertifizierten Rauchtöpfen handele es sich dabei um Material, dass ganzjährig ab einem Alter von 18 Jahren völlig legal in Deutschland erworben werden könne und "häufig auch als Theater- oder Bühnenpyrotechnik bezeichnet und genutzt" wird.

Weil die Ausnahmegenehmigung vorliegt, könne danach auch niemand bestraft werden - seitens des Deutschen Fußball-Bundes wird es also keine Sanktionen aus dem Strafenkatalog geben. "Somit werden wir als erster Verein landesweit diesen Weg einschlagen und hoffen somit den Stein ins Rollen zu bringen", geben die Ultras in einer Mitteilung den Wunsch mit, dass sich auch die Fan-Gruppierungen anderer Vereine ein Beispiel an dem offiziellen Weg nehmen werden.

Das würde auch keine Unbeteiligten verschrecken, was wiederum auch für die Vereine hilfreich wäre. Denn ob man Pyrotechnik als Zuschauer im Stadion nun mag, oder nicht - lieber hat man dann doch das kontrollierte Abbrennen, als es der Willkür der Anhänger zu überlassen. Keine willkürlichen Strafen, kein willkürliches Zündeln: Ein Kompromiss, der die Pyrotechnik in Deutschland revolutionieren kann, und für den man als unbeteiligter Fan vielleicht auch gerne zugunsten der Sicherheit über Qualm und Gestank hinweg sieht.

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