St. Pauli nach Derby: "Nur der Sieg war wichtig"
Am Samstagnachmittag konnte sich der FC St. Pauli mit 2:0 im Stadtderby gegen den Hamburger SV durchsetzen. Wie auch schon im Spiel selbst, mischte sich im Anschluss neben aller Euphorie eine Menge unerwarteter Pragmatismus.
Drei Chancen, zwei Tore
Überschattet von gewaltsamen Auseinandersetzungen vor dem Spiel startete am Samstagnachmittag das Stadtderby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli. Die Voraussetzungen hätten unterschiedlicher nicht sein können: Während der HSV vor dem Spiel auf dem zweiten Platz weilte, befanden sich die Kiezkicker mitten im Abstiegskampf. Entsprechend startete das Spiel auch in seine Anfangsphase, in der der HSV klar die Oberhand übernahm. "Wir haben den HSV nur 15 Minuten spielen lassen und hatten dabei auch Glück", wusste auch Waldemar Sobota nach dem Spiel. Doch fortan kamen die Pauli-Spieler besser in die Zweikämpfe und suchten ihr Glück mehr in der Offensive - mit Erfolg.
540 Sekunden dauerte es, das Endergebnis und die Entscheidung herzustellen. Eine Einzelleistung von Holländer Henk Veerman, der zusammen mit Diamantakos eine Doppelspitze bildete, wurde mit dem 1:0 belohnt (20.), ehe ein Distanzschuss von Verteidiger Penney auf das entscheidende 2:0 stellte (29.). Auch Keeper Himmelmann zeigte sich durchaus überrascht und stellte fest, dass Fußball nicht erklärt werden könne. "Im letzten Heimspiel schießen wir 20 Mal aufs Tor, heute machen wir aus drei Chancen zwei Tore". Die dritte Chance fand den Weg ebenfalls ins Tor, doch wurde durch den Videobeweis aberkannt (67.) - genauso wie der vermeintliche Anschlusstreffer des HSV durch Hinterseer (83.). Auch Sportchef Bornemann befand nach dem Spiel, dass er sich freue, dass aus den drei Chancen zwei Tore entstehen konnten und die Punkte "nach Hause gekämpft" worden seien.
"Wenn der Derbysieg Bedeutung haben soll..."
Dieser neu entdeckte Pragmatismus zeigte sich auch nach dem Spiel. Zwar war eindeutig Euphorie bei allen Beteiligten zu verspüren wie beim eingewechselten Marvin Knoll, der angab, dass sich der Sieg "geil" anfühle und auch Leo Østigård verspürte nach dem Schlusspfiff "ein unglaubliches Gefühl" - zumal das Hinspiel ebenfalls mit 2:0 gewonnen werden konnte - doch die Leistung wurde mit einem deutlich spürbaren 'Wenn...' versehen. "Wenn der Derbysieg Bedeutung haben soll, müssen wir gegen Osnabrück nachlegen", gab Sobota, der gedanklich schon bei diesem Spiel sei, die Marschroute vor und auch Knoll selbst relativierte: "Wenn wir in den nächsten Spielen aber nicht punkten, hat uns der Derbysieg auch nichts gebracht".
Festzuhalten blieb nach dem Spiel grundsätzlich, so Diamantakos, dass ausschließlich der Sieg wichtig gewesen sei. "Wir freuen uns über die drei Punkte", ließen auch die Verantwortlichen - in diesem Fall Andreas Bornemann - verlauten. Die Euphorie eines Sieges im Stadtderby täuscht also nicht über die Gesamtsituation hinweg. Es wurde Platz für Pragmatismus, doch wenn dieser auch im Spiel zu Erfolg führt, wie nun gegen den Hamburger SV, wird der FC St. Pauli nicht mehr allzu viele Spiele verlieren.