Würzburger Kickers nutzen "den allerletzten Strohhalm" nicht

Nach der 1:3-Niederlage der Würzburger Kickers gegen den Tabellennachbarn aus Osnabrück gingen für diese Saison endgültig die Lichter aus und der Abstieg kann auch rechnerisch nicht mehr abgewendet werden. Auf der anschließenden Pressekonferenz zeigte sich FWK-Trainer Ralf Santelli zwar enttäuscht, aber auch erbost über das Infragestellen des Charakters seiner Mannschaft.

"Wahnsinnig viel vorgenommen"

Dass es am Samstagnachmittag wieder zurück in die 3. Liga gehen könnte, war zehn Monate nach dem dramatischen Aufstieg in das Bundesliga-Unterhaus wohl vielen Beteiligten klar, kampflos ergeben wollte sich jedoch vor dem Spiel selbstverständlich auch niemand. "Wir haben uns wahnsinnig viel vorgenommen gehabt", bestätigte Kickers-Übungsleiter und vorheriger NLZ-Leiter Ralf Santelli auf der Pressekonferenz nach der ernüchternden 1:3-Pleite. Dem 52-Jährigen, der als vierter verantwortlich für die Kickers in dieser Saison ist, musste zwar zugeben, dass es am Ende "ein verdienter Sieg für Osnabrück" gewesen sei, doch auch die Leistung seiner Mannschaft sah er als nicht viel schwächer an.

"Wir haben 30 bis 35 Minuten gebraucht, um überhaupt in das Spiel zu finden, dann haben wir uns gut gefangen", analysierte er relativ zufrieden über diese Tatsache. So sollte sein Team "mit den Basics des Fußballs" das Spiel angehen, was auch passabel gelungen sei. Nachdem sich in der Pause "nochmal verständigt" wurde, kamen die Kickers gut aus der Kabine und trotz schnellem Rückstand (51.) auch wieder nach einem schönen Freistoß von Ronstadt zurück in die Partie (66.). Das Spiel konnte nun in beide Seiten kippen und tat dies in Richtung VfL, die "die Schlüsselmomente mit einem Quäntchen mehr Glück" nutzen konnten, wie Santelli bescheinigte. Nach einem Osnabrücker Doppelschlag kurz vor Schluss (79./85.) war die Reise 2. Liga dann endgültig beendet. "Der allerletzte Strohhalm ist leider nicht genutzt worden", musste Santelli abschließend ernüchtert feststellten.

Streitthema Leistungsbereitschaft

Dass der Abstieg nicht ausschließlich durch die Niederlage am Samstag passiert ist, lässt sich auch an der Anzahl der eingesetzten Trainer erkennen. Gleich vier Übungsleiter versuchten, den Kurs in Würzburg zu ändern. Nachdem für Aufstiegstrainer Michael Schiele schon nach zwei Spielen Schluss war, saß der aktuelle FCK-Coach Marco Antwerpen anschließend nur fünfmal auf der Bank. Trainer Nummer drei war Bernhard Trares, der es immerhin auf 18 Partien brachte. Nun musste sich aber Santelli den anschließenden kritischen Fragen stellen – und zeigte sich wenig begeistert.

Angesprochen auf eine vermeintlich schwache erste Halbzeit und die damit verbundene Frage, wie dies denn hätte sein können, fuhr er nahezu aus der Haut. "Das war mir klar, dass wenn wir den letzten Strohalm nicht nutzen, dass in der Wunde gebohrt wird, aber ich finde das schon fast frech, das zu fragen. Das muss ich in aller Deutlichkeit sagen. Es war keine schlechte Leistung, da gab es schlechtere Spiele", wurde er deutlich. Mit diesem Spirit wolle er nun auch in die letzten Spiele gehen. "Wir werden weiterhin anständig spielen", versicherte er und auch mit blick auf die einzusetzenden Spieler für die letzten Aufgaben gegen Braunschweig und Paderborn werde er "keine U19 auflaufen lassen". Es bleibt abzuwarten, ob das Team dem ungebrochenen Drang des vierten Trainers dieser Spielzeit, der über sich aussagt, dass der "Fairplay-Gedanke" überaus ausgeprägt ist, folgen wird.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"